Kirchner-Ära geht zu Ende

Die scheidende Präsidentin Kirchner mit ihrem Wunschnachfolger Scioli
Präsidentschaftswahl im Land der Gauchos, in dem die Armut wächst

Zuerst der 2010 verstorbene Nestor (2003–2007), dann Cristina Fernandez (seit 2007) – ein Dutzend Jahre hatten die Kirchners als Staatschef Argentinien fest im Griff. Damit ist jetzt Schluss. Da die Verfassung der 62-Jährigen eine dritte Amtsperiode versagt, beginnt mit der Präsidentenwahl am kommenden Sonntag eine neue Ära.

Die Bilanz des schillernden weiblichen Staatsoberhaupts, dessen Hang zu einem konfrontativen Still polarisierte, ist eher dürftig. Die Wirtschaft wächst kaum noch, für 2016 wird eine Rezession prognostiziert. Investitionen gehen zurück, dafür steigt die Inflation (bis zu 20 Prozent). Und laut der Katholischen Universität von Argentinien leben fast 30 Prozent der 43 Millionen Einwohner in Armut (weniger als 193 Euro pro Monat) – das ist ein Anstieg im Vergleich zu 2011 um fast 20 Prozent.

Überwiegend wohnen diese Bürger in den "Conurbanos" von Buenos Aires, das sind jene Gürtel, die um die Hauptstadt gewuchert sind. Acht Millionen Wähler finden sich dort, die mit üppigen und teuren Sozialprogrammen geködert werden – in einzelnen Vierteln konnte Kirchner 2011 70 Prozent der Stimmen erringen.

Tragischer Unfall

Ähnliche Ergebnisse erhofft sich auch Daniel Scioli, 58, der von 2003 bis 2007 Nestor Kirchners Stellvertreter war. Der spätere Gouverneur der Provinz Buenos Aires wurde von der scheidenden Präsidentin ins Rennen geschickt – und mit ihm auch gleich Carlos Zannini, der als Vize-Präsident kandidiert und der engste Vertraute von Cristina Fernandez de Kirchner ist. In Umfragen liegt Scioli unangefochten in Front (37 Prozent). Um bereits im ersten Anlauf alles klar zu machen, würde der Ex-Motorbootfahrer, der bei einem Unfall einen Arm verloren hat (Bild), mindestens 45 Prozent der Stimmen brauchen oder 40 Prozent und einen Vorsprung auf den Zweitplatzierten von zehn Prozentpunkten.

Der härteste Rivale Sciolis ist der konservative Bürgermeister von Buenos Aires, Mauricio Macri (26 Prozent in den Umfragen). Der 56-Jährige verspricht den Wandel: "Cambiemos" ("Lasst uns verändern") lautet der Name seines Wahlbündnisses. Dass er den Sprung in die Casa Rosada, den Präsidentenpalast, schafft, ist aber eher unwahrscheinlich.

Kirchner jun. kandidiert

Dafür dürfte einem relativ jungen Politiker der erstmalige Einzug ins Parlament sicher zu sein. Sein Name: Maximo Kirchner, Spross von Nestor und Cristina Fernandez, der seinem Vater äußerlich immer ähnlicher wird. Viele meinen, dass das Mandat in der Volksvertretung bloß als Sprungbrett für eine Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2019 oder 2023 dienen soll.

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