Was Pereira in Salzburg erreicht hat

Die Bilanz seiner Intendanz. Aber auch bei anderen Festspielen kommen neue Chefs.
Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

Was Pereira in Salzburg erreicht hat ... und was nicht.

von Gert Korentschnig

über den Intendanten

Es begibt sich, eine seltene Parallelität, dass große Festspiele gleichzeitig Zäsuren erleben. In Salzburg hört Intendant Alexander Pereira nach nur drei Jahren auf. In Bregenz verabschiedet sich David Pountney nach elf Jahren. In St. Margarethen, wo seit 1996 Opern gespielt werden, legte Wolfgang Werner nach einer Insolvenz die Geschäftsführung zurück. Und was Mörbisch betrifft, hat man das Gefühl, dass Dagmar Schellenberger noch nicht ganz angekommen ist. Nur in Reichenau bewegt sich gefühltermaßen seit der Jahrhundertwende nichts.

Prognosen zu erstellen, welche Zukunft den jeweiligen Festspielen bevorsteht, grenzt ans Lesen aus Kristallkugeln. Ungefähre Richtungen lassen sich aber erahnen.

In Salzburg werden die kommenden zwei Jahre unter der Führung von Sven-Eric Bechtolf und Helga Rabl-Stadler bedeutend ruhiger werden, mit weniger Produktionen und geringerer öffentlicher Erregung.

In Bregenz wird es unter Elisabeth Sobotka lauter – sie hat 2015 auf dem See Puccinis "Turandot" programmiert und wird fortan im Festspielhaus nicht nur Raritäten zeigen (im ersten Jahr "Hoffmann’s Erzählungen").

In St. Margarethen sollen weiterhin Opern aufgeführt werden, 2015 etwa Puccinis "Tosca". Im Idealfall legt man dort künftig noch mehr Fokus auf Qualität statt primär auf Auslastung. Eine Hoffnung, die auch auf Mörbisch zutrifft. Da sich in Reichenau ja ohnehin nichts bewegt, kann man das hier vernachlässigen.

"Endlich a Ruah"

Die prestigeträchtigste Intendanz ist jene in Salzburg, weshalb Pereiras Bilanz am heftigsten debattiert wird. Auf seiner Habenseite steht eine Erhöhung der öffentlichen Mittel ab 2015 um 2,5 Millionen Euro, obwohl diese nicht im Geringsten für ihn beschlossen wurde. Aber mit seiner Rumpelstilzchenhaftigkeit im Festspiel-Kuratorium hat er die Politik wohl überzeugt, dass es ohne Anpassung nicht geht. Vielleicht stand auch der politische Gedanke dahinter: "Damit endlich a Ruah is’".

Erfolgreich war seine Ouvertüre spirituelle, die nicht nur gute Konzerte brachte, sondern auch die Situation schuf, dass man in Salzburg nicht mehr genau wusste, wann die Festspiele eigentlich beginnen (für Pereira hätten sie ohnehin das ganze Jahr dauern können). Sofort wieder abgeschafft wird der Festspielball, fast logisch.

Künstlerisch gescheitert ist Pereira an Mozart: Sein Da-Ponte-Zyklus war bisher zutiefst enttäuschend. Auch mit der "Zauberflöte" konnte er nicht punkten.

Es gab keine klare dramaturgische Programmlinie, dafür einen Reichtum an Möglichkeiten (so viele, dass man den Überblick verlieren konnte). Man hatte das Gefühl, dass Premieren selbst dann angesetzt wurden, wenn nicht alles erstklassig besetzt werden konnte.

Das heurige Jahr war Pereiras bestes in Salzburg, dank des "Rosenkavalier"-Triumphes und des erfolgreichen "Trovatore"-Staraufgebotes, trotz des "Don Giovanni"-Flops und des lächerlichen "Fierrabras".

An die Mailänder Scala sollte der leidenschaftliche, überbordende Pereira besser passen. Leicht wird es ihm auch die dortige Politik nicht machen, das haben schon anfängliche Streitigkeiten gezeigt. Es ist jedenfalls nicht ausgeschlossen, dass man Pereira in Salzburg, wo alle amtierenden Intendanten konsequent vergrämt werden, schon 2015 nachtrauert. Wäre sehr österreichisch.

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