Die künftige Elite bleibt abgemeldet

Die Beteiligung bei der ÖH-Wahl war desaströs. Damit werden Junge auch weiterhin kaum ernst genommen.
Martina Salomon

Martina Salomon

Das wirkliche Alarmzeichen ist die Nicht-Beteiligung.

von Dr. Martina Salomon

über die ÖH-Wahl

325.000 Studentinnen und Studenten haben gewählt. Und wenn sie die Kraft hatten, ein Kreuzerl am Stimmzettel zu machen, dann wählten sie mehrheitlich Schwarz-Grün: Österreichweit ist die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft Nummer eins – auch an der Uni Wien, wo sie seit Jahren von einer linken Koalition ausgebremst wird. Die SPÖ verliert bei Studenten noch weiter an Terrain und wird bald von den Neos eingeholt werden, die immerhin 11 Prozent erreichten.

Das wirkliche Alarmzeichen ist die Nicht-Beteiligung. Nur noch ein Viertel aller künftigen Akademiker gingen wählen – wie legitim ist so eine Vertretung noch? Von den 6491 Wahlberechtigten der Kremser Donau-Universität gaben gar nur 35 ihre Stimmen ab. So versinkt die Hochschülerschaft in der Bedeutungslosigkeit. An manchen Unis ist die Förderung von "Frauen* und trans*identifizierten Menschen" (ÖH-Wien-Originaltext) mittlerweile zum Hauptzweck geworden. Im Dienste des Antikapitalismus wurde seinerzeit sogar eine Menge Geld im "Café Rosa" vernichtet. Kein Wunder, dass sich viele von solch ideologisierenden Nachwuchspolitikern abwenden.

Vegane Betulichkeitsgesellschaft

Schade! Es gäbe nämlich ganz viele Themen, mit denen Studenten auf sich aufmerksam machen müssten. So sind die Universitäten teils unterfinanziert, für die Qualität der Lehre interessiert sich in der Öffentlichkeit kein Schwein. Eltern mit Geld schicken ihre Kinder daher immer häufiger an teure Privatunis im In- und Ausland, wo die Chance, in annehmbarer Zeit zu einem Abschluss zu kommen, deutlich größer ist. Weil die Seniorenvertretung außerdem politisch zehn Mal wacher ist als die der Jungen, werden die Pensionsprivilegien in ziemlich vielen Bereichen verteidigt – eine schwere Zukunftslast. Dem ehrgeizigen akademischen Nachwuchs kann man ohnehin nur raten, sein berufliches Glück außerhalb des Landes zu suchen. Dort, wo man zum Beispiel freien Handel nicht als imperialistische Bedrohung wahrnimmt, sondern als Chance auf Wachstum.

Diese biedere Weltsicht dürfte sich nämlich noch verstärken, siehe die Wahlergebnisse an den Pädagogischen Hochschulen. Zwischen 30 und 48 Prozent wählten dort Grün. Die Langzeit-Wirkung kann man sich ausmalen: eine vegane Betulichkeitsgesellschaft macht sich an den Schulen breit. Dabei bräuchten die leider zahlreicher werdenden Problemjugendlichen pädagogische Bezugspersonen mit beherzter Autorität – und, ja, auch mehr Männer. So wie man in Aufsichtsräten händeringend Frauen sucht, müsste man engagierte Männer für Kindergärten und Schulen holen – aber nicht unbedingt nur solche mit "Feministisch-queer-transgender"-Einstellung. Ein Symbol für die geistige Verwirrung ist das Stimmverhalten an der teuren Webster-University. Dort siegten die Kommunisten – allerdings mit bloß fünf (!) Stimmen (Wahlbeteiligung: 6 Prozent). Die Kinder der Oberschicht definieren sich offenbar als Spaßgesellschaft.Und das ist eher nicht so lustig.

Die künftige Elite bleibt abgemeldet
Legende am Beispiel der AG: Nur 69 von 1000 Studierenden wählten die AG. Die niedrige Wahlbeteiligung sorgt dafür, dass die Fraktion auf ein Ergebnis von 26,7 Prozent kommt (weiteres Beispiel: JUNOS kommen mit 24 von 1000 auf 11,1 %).

Kommentare