Die Gewerkschaft ist schuld – sonst keiner?

Fritz Neugebauer provoziert. Aber ihn allein zum Sündenbock der Schul-Misere zu machen, ist zu billig.
Martina Salomon

Martina Salomon

Ihn allein zum Sündenbock der Schul-Misere zu machen, ist zu billig.

von Dr. Martina Salomon

über Fritz Neugebauer

Macht es sich die SPÖ nicht ein bisschen einfach? Fritz Neugebauer, sprich: die ÖVP, ist schuld, dass in der Schulpolitik nichts weitergeht, sagte Bundeskanzler Faymann in einem KURIER-Interview (Sonntags-Ausgabe). Ketzerische Frage: Wird das Ressort nicht seit Jahrzehnten mit ein paar Unterbrechungen von Sozialdemokraten und seit sechs Jahren von Claudia Schmied regiert? Werden nicht die Hälfte aller Landesschulratspräsidenten von der SPÖ gestellt? Aber wahrscheinlich wird man sich noch eine weitere Legislaturperiode lang auf die Versäumnisse von Elisabeth Gehrer und die Sturheit der Lehrergewerkschaft ausreden. (Waren Eisenbahner- oder Postgewerkschaft denn flexibler?) Im Grunde müsste ein Manager oder ein Minister sein Scheitern eingestehen, wenn er sich bei der Arbeitnehmervertretung nie durchsetzen kann.

Abgesehen davon liegt die heimische Bildungs-Misere durchaus auch an der Landespolitik. So könnte die Stadt Wien aus ihrem reich gefüllten Event-Budget ein paar Millionen für die Schulen lockermachen und die dringend notwendigen Stützlehrer sowie Sozialarbeiter damit zahlen. Denn viele Probleme des Schulwesens (Migration, bildungsferne Schichten) treten in den Ballungsräumen konzentriert auf.

Natürlich ist es Chuzpe, wenn die Gewerkschaft achselzuckend meint, man könne beim neuen Lehrerdienstrecht durchaus noch ein paar Jahre weiterverhandeln. Und klar, Fritz Neugebauer eignet sich schon allein physisch so schön zum Sündenbock. Aber alle Probleme plus den Absturz Österreichs in diversen Schulrankings nur der Lehrergewerkschaft in die Schuhe zu schieben, ist einfach zu billig.

Kommentare