R.I.P. Copa Cagrindia

Vor langer Zeit soll es einmal schön gewesen sein. Ein Rio in Wien, ein Stück erfülltes Fernweh für das Volk. Ich gehöre einer Generation an, die sich nicht mehr an den Glanz erinnern kann, nur an den Schandfleck. An einen Ort, zu dem man nicht hinfuhr. Doch nun hat die Stadt die Bagger vorfahren lassen, das einstige transdanubische Heiligtum entehrt. Die alte Copa Cagrana ist nicht mehr. Ein Nachruf.

Das Licht der Welt erblickt hat sie in den 1980er-Jahren. Aus dem einstigen Überschwemmungsgebiet Donauinsel sollte ein schicker Wohlfühlort werden. Copa Cagrana war der klingende Name, der Inbegriff eines Traums vom Meer in Wien. Doch das ist lange her. Mit den Jahren kam der Abstieg, mit dem Abstieg der Verfall.

Rostige Hütten, viel Beton und ungepflegte Wiesen: Aus Cagrana wurde Cagrindia. Ein Paradies für Proleten, hieß es, aber auch ein grindiger Schandfleck in den Augen der Politik. Diese wollte sie wieder zur schicken Erholungszone machen. Jahre wurde mit dem Generalpächter gestritten, erst ein juristischer Kniff ermöglichte es der Stadt, ihre Vorstellungen zu verwirklichen. Ein bisschen weniger Souvlaki, ein bisschen mehr Aperol.

Einige rostige Hütten sind jetzt abgerissen, ein neuer Glasbunker aufgebaut. Dreißig Meter Sand stehen für die Gentrifizierung. Und ein neuer Name: Copa Beach. Das Publikum ist gemischt, Bierbauch neben Birkenstock. Aus den Boxen dröhnt der Techno, im Hintergrund thronen die 220 Meter des DC-Towers.

Doch die Besucherin ist enttäuscht. Da kann die Donau noch so sehr glitzern. Schließlich ist es rundherum trostlos wie eh und je. Ein Meer aus Beton und verbrannter Wiese. Die alte Copa ist totgesagt, aber noch nicht tot. Am Weg zur U-Bahn stehen sie weiterhin, die verfallenen Strandhütten, die blauen Cocktails und einsamen Gastgärten. Bald sollen aber auch diese Geschichte sein, die letzte Stunde hat geschlagen. So wie es war, wird es wohl nie mehr sein.

Ruhe in Frieden, liebe Copa Cagrindia.