Wir Sichspieler

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Bei uns spielt man nicht, sondern man spielt sich.

von Guido Tartarotti

über den Welttag des Spieles.

Heute müssen wir uns mit der Ludologie befassen. Keine Angst, das ist weniger anrüchig als es klingt – Ludologie (vom lateinischen „ludere“ – spielen) ist die Lehre vom Spielen. Heute ist nämlich Weltspieltag.

Das Spielen, sagen Ludologen, macht Menschen kreativer und schlauer. Vor allem aber war die Fähigkeit zum Spiel – also sich einer nutzlosen Sache zu widmen, nur weil sie Freude macht – laut Historikern Voraussetzung für alles, was wir Kultur nennen (also alles von Tischmanieren über Mozart bis Facebook ... na gut, Facebook vielleicht nicht).

Österreich ist übrigens das einzige Land, in dem das Spielen rückbezüglich ist – man spielt nicht, sondern man spielt sich. (Noch eine Besonderheit: Auch in der Mehrzahl gilt „sich“. Wir spielen nicht uns, sondern wir spielen sich. Als Variante auch möglich: Wir spielen sich uns.)

Wenn der spielende Mensch Voraussetzung für Kunst ist, dann ist der sich spielende Mensch ihre Verkörperung. Wir sind das Land, wo jeder sich selber spielt. Daher sind wir eine, was heißt, DIE Kulturnation.

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