Verspielt

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Es gibt wesentlich Schlimmeres, was Erwachsene tun könnten, statt Bücher auszumalen.

von Guido Tartarotti

über den neuen Spieltrieb.

Draußen vor dem Haus schreit jemand „Oh mein Gott, ein Pikachu!“, man schaut aus dem Fenster und sieht einen den Jahren nach erwachsenen Menschen über den Rasen rennen, ein Smartphone in der Hand ...

Erwachsene spielen „ Pokémon Go“, Erwachsene stürzen sich auf Neuigkeiten aus dem „Harry Potter“-Universum, Erwachsene sammeln Fußballer-Pickerln. Dieser Tage meldete ein Hersteller von Buntstiften Rekord-Umsätze, begründet wird dies mit dem Trend zu Erwachsenen-Malbüchern. Noch wissen wir nicht, welches Kinderspiel die Erwachsenen als Nächstes okkupieren – Auszählreime, Fadenabnehmen, Gummihüpfen oder doch Mein rechter, rechter Platz ist leer? – aber sie werden. Wenn man will, kann man darüber ätzen, dass der Drang Richtung Neobiedermeier offenbar zur Masseninfantilisierung von Erwachsenen führt.

Andererseits: Auch für Erwachsene gilt, was man über Kinder sagt – solange sie schön spielen, stellen sie keinen Unsinn an. Es gibt wesentlich Schlimmeres, was Erwachsene tun könnten, statt Bücher auszumalen.

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