"Traiskirchen"

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Das klingt einfach und nicht nach Chaos, wie es in Traiskirchen herrscht.

von Birgit Braunrath

über Traiskirchen

Als die Familienministerin dieser Tage den Begriff "Umsetzungsschnelligkeit" erfand, wirkte sie wie ein Alien im Regierungsteam. Schnelligkeit? – Vor einem Jahr wurde für die Erstaufnahmestelle in Traiskirchen ein Aufnahmestopp ausgesprochen, weil 1600 Menschen statt der vorgesehenen 480 nicht vertretbar waren. Als nun das beinahe Zehnfache der regulären Belegzahl erreicht ist, zeigt die Regierung endlich Umsetzungsschnelligkeit: Sie will Asylsuchende so aufteilen, dass auf 100 Einwohner je ein bis zwei Flüchtlinge kommen. Das klingt einfach und nicht nach Chaos, wie es in Traiskirchen herrscht. Warum nicht gleich? Weil der gesellschaftliche Druckkochtopf kurz vorm Explodieren sein muss, ehe sich die Regierung was traut? Sie hat Traiskirchen so lang allein gelassen, bis die Bilder von unhaltbaren Zuständen die Menschen glauben ließen, Traiskirchen sei demnächst überall. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn endlich alle ein wenig beitragen, muss nirgendwo "Traiskirchen" sein. Und Traiskirchen darf wieder es selbst sein. Umsetzungsschnelligkeit seitens der Regierung vorausgesetzt.

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