Reiseleid – Zynismus pur

Wie Italiens Küstenwache mitteilt, wurden allein von Samstag- bis Sonntagfrüh 3690 Bootsflüchtlinge in Sicherheit gebracht. Eine gute Nachricht, die nicht alle freut. So etwa jenes Paar, das am Samstag beim Einkauf der Reiseapotheke für eine Süditalien-Fahrt der Apothekerin ihr Leid klagte: Dort hielten sich überall Flüchtlinge auf, die gefährlicherweise im Schutz der Dunkelheit aus ihren Verstecken kämen und dann auch noch von Einheimischen „gefüttert“ würden. Das verderbe einem ja den Urlaub.

Liebe Süditalien-Reisende, nicht jeder kann „all-inclusive“ buchen. Es soll Syrer geben, die nichts außer ihrem Leben im Gepäck haben, 8000 Dollar zahlen und dann auf ausrangierten Viehkuttern im Meer treiben, mit der letzten Hoffnung, Süditalien lebend zu erreichen. Derzeit sind 81.000 Flüchtlinge in Italien. Gut, dass unser Urlauber-Pärchen nicht Jordanien oder die Türkei gebucht hat, dort befinden sich mehr als 600.000, bzw. eine Million Flüchtlinge. Und wie kommt man dazu, im wohlverdienten Urlaub einer unfreiwillig verreisten Flüchtlingsfamilie zu begegnen?