Politik ist eben doch ein gelerntes Ritual aus Marktschreien, Schimpfen und Wählen

von Birgit Braunrath

über Irmgard Griss' selbstgestrickten Auftritt in der ZiB 2

Überraschend naturbelassen wirkte die Selfmade-Hofburganwärterin Irmgard Griss bei ihrem jüngsten ZiB2-Auftritt. Weit weg vom auftrainierten Medien-Ego, das sich gelernte Spitzenpolitiker lässig überwerfen, sobald sie eine Kamera sehen.

Auf die Frage: „Wer berät sie?“ antwortete Griss, leicht verdattert: „Niemand. Ich mach’ das mit mir selber aus und mit meiner Familie.“ Da muss doch jedes Systemkritiker-Herz höher schlagen: „Endlich Authentizität! Kandidatur pur, an der kein Spin Doctor herumdoktert.“ Und dann der rekordverdächtig bescheidene Antrittssatz: „Ich will nicht sagen, dass ich etwas besser kann als irgendjemand anderer, aber ich kann das so machen, wie ich glaube, dass es richtig ist.“ Da müssten doch die Politikverdrossenen reihenweise umkippen vor Begeisterung: „Endlich jemand, der nicht mehr verspricht, als er halten kann!“

Aber der Applaus blieb aus. Betretenes Stirnrunzeln.

Politik ist eben doch ein gelerntes Ritual aus Marktschreien, Schimpfen und Wählen. Und wer sich nicht wie ein Politiker verhält, wird auch nicht als solcher wahrgenommen.

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