Krise: Die ist dann, wenn es uns negativgut geht. Und unser Geld negativmehr wird.

von Guido Tartarotti

Über die merkwürdige Sprache der Wirtschaftskrise.

Wir leben in einer Zeit der merkwürdigen Sprache: Die Wörter tun so, als wüssten sie nicht, was sie bedeuten. Kollege Schwarz hat an dieser Stelle gestern die „Negativzinsen“ erwähnt: Sie fallen dann an, sollten Banken ihren Sparern Gebühren verrechnen, damit sie deren Geld aufbewahren. Das erinnert an das „Minuswachstum“. Dieses Wort zeigt, wie Menschen in der Wirtschaft denken: Etwas anderes als Wachstum ist nicht vorstellbar. Vielleicht werden wir ja, wenn die Krise länger dauert, und Wachstum die Ausnahme darstellt statt der Regel, einmal die Perspektive umdrehen. Und statt Wachstum „Plusschrumpfung“ sagen. Und statt Zinsen „Positivgebühr“.

Negativzinsen wird es für Sparer bei uns nicht geben, versichern die Banken. (Und für Kreditnehmer erst recht nicht, so schlecht kann die Wirtschaft nicht laufen, dass man noch Geld dafür kriegt, wenn man bereit ist, sich zu verschulden.)

Krise: Die ist dann, wenn es uns negativgut geht. Und unser Geld negativmehr wird. Der Rest ist: Schweigen. Oder wie wir auch sagen: Minussprechen.

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