Und wenn sie erst dick genug sind, wollen sie sich gar nicht mehr bewegen

von Birgit Braunrath

über Sicherheitsdenken, das Kinder lähmt

Dies ist eine wahre Geschichte: Eine Volksschule baut einen pädagogisch wertvollen, naturnahen Superspielplatz. Alle helfen zusammen, die Schüler dürfen monatelang nicht in den Garten, doch dann – endlich – ist er fertig. Die Kinder stürmen raus, auf die Kletteranlagen, in die Schlammgrube, aufs Sprungbrett ... Ab jetzt kommt eine Weisung nach der anderen: Dieses und jenes Gerät sei zwar vom Hersteller so gemeint, jedoch zu gefährlich, nicht ausreichend überwachbar, zu wenig gesichert. Bald gibt es mehr Verbote als unbeschwerte Kinder. Eines Tages werden sogar Schneeballschlachten verboten: Fahrlässigerweise schneit es auf dem neuen Superspielplatz, und ein Schüler trägt einen Kratzer davon. Das Sicherheitsdenken lähmt die Kinder. Eltern, die das kritisieren, werden von anderen Eltern schief angeschaut: "Seht ihr die Gefahren nicht?"

Laut Umfrage bewegen sich Österreichs Kinder zu wenig. Mag sein. Aber dafür sind sie in Sicherheit. Und wenn sie erst dick genug sind, wollen sie sich gar nicht mehr bewegen. Dann kann ihnen nichts mehr passieren.

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