Die Gib-Gas-Gesellschaft

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Unbedingt, aber nur das Auto, nicht den Fahrer.

von Birgit Braunrath

über die Gib-Gas-Gesellschaft

Auftanken? Das ist doch nur etwas für Tankanzeigenbeobachter und Warmduscher. Wer Vollgas gibt, ist auf der Siegerstraße – und fährt heute oft weiter, wenn die Tankanzeige längst blinkt; bleibt dann allerdings neben der Siegerstraße auf dem Pannenstreifen liegen. Diagnose: "Tank leer" (auf gut Neudeutsch: "Burn-out").

So sind wir Menschen: selbstlos. Vorsorgeuntersuchung? – Um jeden Preis, aber bitte nur für die Gas-Therme (das nennt man dann Wartungsvertrag). Die Werte kontrollieren? – Klar, aber bitte den Reifendruck, nicht den Blutdruck. Auftanken? – Unbedingt, aber nur das Auto, nicht den Fahrer.

Insofern ist es folgerichtig, dass gestern ein Wiener Arzt seine neue Praxis als "Drive In" an einer Tankstelle eröffnet hat. Das Ganze mag zwar ein fragwürdiger Coup aus Marketing-Gag und Ärztekammer-Provokation sein, weist aber schön darauf hin, dass die Gib-Gas-Gesellschaft massenhaft auf Reserve läuft. Und im Übrigen noch stolz darauf ist.

Bester Beweis: Der neue Tankstellen-Doc ordiniert 16 Stunden täglich. Ohne aufzutanken.

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