Menstrual Hygiene Day: Das blutige Tabu brechen

Menstrual Hygiene Day: Das blutige Tabu brechen
Am 28. Mai soll im Rahmen eines Aktionstages Aufklärungsarbeit in puncto Menstruation geleistet werden.

Obwohl die Hälfte der Weltbevölkerung alle vier Wochen blutet, ist das Thema Menstruation noch immer tabubehaftet. Tampons werden von Frau zu Frau weitergegeben als würde es sich bei diesen um eine illegale Substanz handeln. Menstruationsblut wird in Werbespots in einem frischen Hellblau dargestellt, gäbe es Geruchsfernsehen käme wohl Blumenduft zum Einsatz.

Falsche Bilder

Bettina Steinbrugger, Gründungsmitglied der erdbeerwoche, einer österreichische Plattform für nachhaltige Frauenhygiene, sieht darin eine Ursache, warum die Menstruation noch immer tabuisiert wird: "Die Werbung für Tampons und Binden hat sich jahrzehntelang null verändert. Sie suggeriert Frauen noch immer, dass die Menstruation etwas Schmutziges ist."

Nachhaltige Produkte wie zum Beispiel Menstruationstassen, die immer wieder verwendet werden können, würden sich nur langsam verbreiten, was auch daran liege, dass diese kaum in herkömmlichen Drogeriemärkten erhältlich sind. "Diese Produkte werden nicht gepusht, weil sie als geschäftsschädigend eingestuft werden", so Steinbrugger, die einen Onlineshop mit nachhaltigen Hygieneprodukten betreibt.

Menstruationsaktivismus im Netz

In jüngster Zeit werden aber immer mehr Stimmen laut, weil man das so nicht mehr hinnehmen will. Vor allem im Internet scheinen die Zeichen auf eine "Menstruationsrevolution" zu stehen.

Zum Beispiel veröffentlichte die kanadische Künstlerin Rupi Kaur im März vergangenen Jahres auf Instagram ein Foto von einer schlafenden Frau in ihrem Bett. Auf dem Laken und im Schritt ihrer Hose zeichneten sich Blutflecken ab. Instagram löschte das Bild, weil dieses gegen die Richtlinien der Fotoplattform verstieß und löste damit einen Sturm der Entrüstung im Internet aus. Kaur postete daraufhin das Bild erneut und erklärte, sich nicht dafür entschuldigen zu wollen, dass Fotos von Frauen in Unterwäsche okay seien -aber nur wenn darauf auch ja kein Blutfleck zu sehen sei. Instagram entschuldigte sich daraufhin bei Kaur für den "Fehler".

Recht auf freies Menstruieren

Ein weiteres Beispiel für Menstruationsaktivismus im Netz aus dem vergangenen Jahr ist Kiran Ghandi, die den London-Marathon im August während ihrer Periode lief, ohne ein Tampon oder eine Binde zu verwenden.

Das Bild von Ghandi in einer blutdurchtränkten Trainingshose ging um die Welt. Aber nicht nur Frauenrechtsaktivistinnen setzen sich für eine Enttabuisierung der Periode ein. Mittlerweile ist dieses Anliegen auch in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Die Cosmopolitan bezeichnete in dem Artikel "Die 8 großartigsten Menstruationsmomente 2015" das vergangene Jahr als jenes, "in dem die Periode öffentlich wurde."

Abschaffung der Tampon-Steuer

Diese Entwicklung setzt nicht nur einen Bewusstseinsprozess bei der Bevölkerung in Gang, sondern hat auch konkrete Auswirkungen auf gesetzliche Regulierungen. Im Juli vergangenen Jahres wurde in Kanada die Steuer auf Tampons und Binden abgeschafft. Ebenso in den US-Bundesstaaten Massachusetts und New Jersey, New York folgte erst vor wenigen Tagen.

Im März war die Tampon-Steuer auf Initiative Großbritanniens Thema des EU-Gipfels. Mit dem Ergebnis, dass die Staats- und Regierungschefs die Absicht der EU begrüßen, "Mitgliedstaaten die Möglichkeit zu geben, die Mehrwertsteuersätze für Hygieneprodukte auf null zu setzen".

Aktionstag am 28. Mai

In vielen Ländern auf dieser Welt ist man von derartigen Diskussionen jedoch weit entfernt. Darauf soll der Menstrual Hygiene Day aufmerksam machen, der dieses Jahr am 28. Mai zum dritten Mal stattfindet. Dieser wurde im Jahr 2014 von der Organisation WASH United ins Leben gerufen, mit dem Ziel, die Menstruation zu enttabuisieren und die Bedingungen dafür zu schaffen, dass Frauen auf der ganzen Welt nicht mehr für ihre Periode stigmatisiert werden. Dazu braucht es nicht nur eine verbesserte Versorgung mit Hygieneprodukten, sondern auch eine bessere Aufklärung darüber, was im Körper von Frauen vorgeht.

Menstruation als Stigma

"An dem Thema hängt viel mehr dran, als man auf den ersten Blick sieht", sagt Steinbrugger von der erdbeerwoche. Im April hat ist sie mit dem WDR nach Indien gereist und bekam dort vor Augen geführt, was es bedeutet, wenn sich Frauen keine Hygieneprodukte leisten können oder aufgrund ihrer Menstruation stigmatisiert werden. "Das geht so weit, dass Mädchen aus der Schule genommen werden und dadurch einen enormen Bildungsrückstand haben und während ihrer Menstruation zum Beispiel nicht mit ihrer Familie in einem Zimmer schlafen dürfen", so Steinbrugger.

Aufklärungsbedarf

Eine Studie der UNICEF zeigt, dass eines von drei Mädchen in Südasien nichts von der Menstruation wusste, bis sie diese selbst bekam. Zehn Prozent der Mädchen in Indien und 48 Prozent der Mädchen im Iran glauben, dass die Menstruation eine Krankheit ist. Unter dem Hashtag #menstrualhygieneday teilen Privatpersonen und Organisationen Informationen rund um den Aktionstag.

Die erdbeerwoche ist an diesem aus auf Veganmania, der Messe für veganen Konsum, mit einem Stand vertreten. Bei Messen dieser Art zeige sich laut Steinbrugger deutlich, dass die Menstruation tatsächlich eines der letzten Tabus des 21. Jahrhunderts ist. "Oft sind die Leute im ersten Moment etwas beschämt, wenn sie zu unserem Stand kommen." Während der Beratung würden die Frauen immer wieder ihre männlichen Begleiter wegschicken.

Warum der 28. Mai?

Der Mai ist der fünfte Monat im Jahr und steht für die fünf Tage, die eine Frau durchschnittlich im Monat menstruiert. Die Zahl 28 repräsentiert die Zahl der Tage in einem Menstruationszyklus.

>> Mehr zum Menstrual Hygiene Day

>> Website der erdbeerwoche

Kommentare