Hojotoho!

An der ersten Übertragung aus der Stadthalle war vieles erfreulich unösterreichisch.

Also die erste Show: Hut ab, oder Bart – das hat gewuppt (© Kathi Zechner). Echt knorke! Nicht im geringsten voll die Seuche! (verzeihen Sie den Widerspruch, verehrter Tex Rubinowitz! Eh nur im Ansatz . . .)

Schon der Einzug von Conchita: Das hatte Klasse und war dufte. Conchita war, nicht nur erhofftermaßen, sondern auch realiter die Trägerrakete Richtung Internationalität. So kann und muss eine große Gala beginnen. Schön, dass man keinen einzigen Landesfürsten in der ersten Reihe sitzen sah. Dann tauchten die drei Moderatorinnen auf – und wir waren zurück in Österreich.

Daran ist a priori nichts schlecht, aber das Drehbuch, diese Phrasendrescherei... klischeehaft und enttäuschend. Ebenso wie die Kostüme – mit Ausnahme des Smokings von Mirjam Weichselbraun. Sie ist nach Conchita die Beste. Alice Tumler präsentierte sich auch recht gut. Beeindruckend sind beider Englisch- und Französisch-Kenntnisse.

Der Topstar des ersten Semifinales war jedoch die Bühne. Es ist gigantisch, welche Stimmungen und Effekte damit zu erzielen sind. Seit dem "Ring des Nibelungen" in der Inszenierung von Robert Lepage an der New Yorker Metropolitan Opera, der teuersten Opernproduktion, die es bis dato gab, hat der Autor dieser Zeilen so etwas nicht mehr gesehen. Einen wilden Ritt der Walküren gab es da wie dort. Hojotoho!

Noch etwas lässt sich bereits sagen: Es war die richtige Entscheidung, den Contest in Wien auszutragen. Eine derart kosmopolitische Stimmung wäre in den Bundesländern nicht zu erzeugen gewesen.

Aber kommen wir zur Musik, um die es dem Vernehmen nach ansatzweise ebenso geht: Die war nicht so peinlich wie befürchtet. Der bisherige Favorit Ihres Musikkritikers: Der Beitrag aus Estland namens "Goodbye to Yesterday". Elina Bom & Stig Rästa, die Protagonisten, sind sympathische junge Menschen, singen im Vergleich zu vielen anderen präzise, können intonieren wie langjährige Profis. Und ihr balladenhafter Beitrag verfügt über melodische und harmonische Raffinessen.

Ebenfalls Qualität hat der Song der serbischen Beth-Ditto-Variation Bojana Stamenov. Sie singt von Andersartigkeit, mit großem Volumen, für klassisch geübte Ohren vielleicht zu stark mit der in Musicals strapazierten Technik des Beltens.

Verdientermaßen ausgeschieden sind die Finnen. Selbstverständlich hätte man den Punks persönlich den Aufstieg gegönnt. Andererseits ist das wahre Gleichberechtigung: Wenn man sie auch an musikalischen Maßstäben misst. Die Performance war wirklich übel.

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