Der Intellektuelle ist am Wort: James Francos "Roman" ist da

Egal, was James Franco derzeit tut, sagt oder twittert: Es hagelt Häme für den kalifornischen Schauspieler. Sein Buch macht es nicht besser
Der umtriebige Schauspieler hat nun ein Buch geschrieben. Man muss es nicht lesen.

Er spielte Sean Penns Liebhaber in Gus van Sants "Milk" und er war Beat-Legende Allen Ginsberg im Film "Howl". 2011 wurde er für die Rolle des Bergsteigers Aron Ralson in Danny Boyles "127 hours" für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert. Darüber hinaus kultiviert Schauspieler James Franco seinen Ruf als Intellektueller unter den Hollywood-Stars. Er studiert Literatur in Yale. Ganz ungewöhnlich ist das nicht, denn nicht alle Schauspieler sind ungebildete Marionetten. Doch der umtriebige Franco, 1978 im kalifornischen Paolo Alto geboren, ist das, was Hollywood einen "öffentlichen Intellektuellen" nennt: Neben seinem Doktoratsstudium findet der Schauspieler, Regisseur, Produzent, Maler und Performancekünstler nun auch Zeit, sich als Autor zu betätigen.

Das klingt nicht nur anstrengend. Seine Vielseitigkeit hat Franco auch allerhand Spott eingebracht: "Pseudo-Intellektueller" ist dabei noch die freundlichste Bezeichnung. Franco kann, scheint es, zurzeit nichts richtig machen. Egal, was er tut, sagt oder twittert: Es hagelt Häme. Nun ist auch noch sein Buch spektakulär verrissen worden. Zu Recht.

Das "Manifest der Anonymen Schauspieler", angeblich ein Roman, ist tatsächlich eine seltsame Aneinanderreihung von Behauptungen, Gedanken und Einsichten – sehr oft Plattitüden – rund um das Schauspieler-Dasein.

Der Intellektuelle ist am Wort: James Francos "Roman" ist da

Zwölf Kapitel führen "in dieser Welt der Oberflächlichkeit" (...) durch "Reiche des Materialismus und des Neids, vorbei an den Sümpfen der öffentlichen Erniedrigung und den zahnbewehrten Schlünden des Selbstzweifels ..."

Franco erzählt, stets mit der Frage "echt oder nicht?" spielend, von seinen Erfahrungen als Schauspieler. Manchmal in Ich-Form, oft in dritter Person ("Der Schauspieler"). In Dialogen, Kurzgeschichten, Briefen und sogar einem Gedicht. Inhaltlich müssen Kollegen als Statisten herhalten. Am schlimmsten hat es River Phoenix (✝1993) erwischt. Der Autor schreibt mehrmals, dass er ihm zu ähneln glaubt, "er hatte eine tolle Nase und schöne Augen." Dazu gibt’s viel schlechten Sex und F-Wörter. Lustig ist das Buch trotzdem nicht. Denn die Selbstironie winkt angestrengt mit der Warnung: Achtung! Künstlerisch wertvoll!

KURIER-Wertung:

INFO: James Franco: „Manifest der anonymen Schauspieler“. Aus dem Amerikanischen von Hannes Meyer. Eichborn Verlag. 320 Seiten. 17,50 Euro

Als 1972 der Zeit zwei (Schalt-)Sekunden zugeführt wurden, war das den meisten Menschen ziemlich egal. Nicht so einem Elfjährigen. Es erschreckt ihn, dass man in die Zeit eingreifen kann. Zwei Sekunden sind viel. In zwei Sekunden können sich, etwa durch einen Autounfall, mehrere Leben ändern ... Die Engländerin Rachel Joyce berührt nach der „Pilgerreise des Harold Fry“ erneut tief. Eine gefährlich gute Autorin. Sie kann mit den Lesern spielen.

KURIER-Wertung:

INFO: Rachel Joyce: „Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte“ Übersetzt von Maria Andreas. Krüger Verlag. 400 Seiten. 19,60 Euro.

Der Intellektuelle ist am Wort: James Francos "Roman" ist da

Also, runde Löcher in alteBücher sägen,umsie auf vier Tischbeine zu stecken – das geht überhaupt nicht. JeneSeiten, dieeinedesignte New Yorker Wohnung zeigen,überblättertmanalso am besten rasch. Aber wie man mit einer schwülstigen Lampeunddüsteren Tapeten London in die eigenen RäumebringtoderParismiteiner verwelkten Rose oder mit einer Kiste schöner Steine und sandfarbenen Teppichen Kalifornien ... das ist wirklich anregend.

KURIER-Wertung:

INFO: Ida Magtorn: „Urban Vintage“ Einrichten mit Retroschick. DuMont Verlag. 160 Seiten. 30,90 Euro.

Ein schöner, kurzer Roman der Wiener Journalistin Alexia Weiss – wobei „schön“ ein denkbar falsches Wort ist. Ein junger Mann aus New York kommt nach Wien, um Spuren des jüdischen Großvaters zu suchen. So gelangen auch wir in die „Sammelwohnungen“ der Leopoldstadt, letzte Station auf dem Weg ins KZ ... Wunden brennen noch immer, nicht einmal die junge Generation kann der Vernichtung und dem schlechten Gewissen entkommen.

KURIER-Wertung:

INFO: Alexia Weiss: „Endlosschleife“ IATROS-Verlag. 164 Seiten. 14,40 Euro.

Kommentare