Wiener Rotenturmstraße: Mariahilfer Straße im Kleinformat?

Nur 3000 Autos sind täglich auf der Rotenturmstraße unterwegs - aus Sicht der Grünen sind das beste Voraussetzungen für eine Begegnungszone
Vize-Stadtchefin Vassilakou (Grüne) will die Gastro- und Einkaufsmeile gemeinsam mit dem Schwedenplatz umbauen.

Sie ist eines jener grünen Projekte, das seit Jahren in der Warteschleife hängt: Die Verkehrsberuhigung der Rotenturmstraße in der Wiener Innenstadt. Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou will das nun ändern. „Mein Vorschlag ist, die Umwandlung der Rotenturmstraße in eine Begegnungszone jetzt anzugehen – in einem Zug mit dem Umbau des Schwedenplatzes“, sagt sie zum KURIER.

Wie berichtet, sollen eine Allee aus Ginkgo-Bäumen und eine neue Pflasterung Schweden- und Morzinplatz künftig verschönern. Die erste Bau-Etappe sollte ursprünglich schon heuer starten. Aufgrund der EU-Ratspräsidentschaft Österreichs im zweiten Halbjahr, die eine Bausperre in der Wiener City nach sich zieht, muss das Projekt aber warten.

Geht es nach Vassilakou, soll an den Bereich künftig eine niveaugleich gestaltete Rotenturmstraße – ohne Trennung zwischen Gehsteig und Fahrspur – anschließen. Auf der entstehenden Fläche entlang der Gastro- und Einkaufsmeile sollen, wie beim großen Vorbild Mariahilfer Straße, Fußgänger, Auto- und Radfahrer gleichberechtigt unterwegs sein. Ladezonen, Taxi- und Behindertenstellplätze müssten in der rund 400 Meter langen Begegnungszone extra markiert werden. 2015, als die Grünen das Vorhaben erstmals präsentierten, rechnete die Öko-Partei mit einem Verlust von rund 25 Parkplätzen.

Wiener Rotenturmstraße: Mariahilfer Straße im Kleinformat?

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Details wie diese will Vassilakou in den kommenden Wochen bei Gesprächsrunden mit Vertretern der Wirtschaftskammer und den ansässigen Geschäftsleuten besprechen. „Es geht darum, zu einem Konsens und einem Neugestaltungskonzept zu kommen, das alle mittragen“, sagt sie.

Keine Pflicht, aber auch nicht ausgeschlossen, ist aus ihrer Sicht eine finanzielle Beteiligung der Kaufleute. „Wenn die Bereitschaft besteht, würde das das Projekt erleichtern und beschleunigen.“ Als die Herrengasse im ersten Bezirk 2016 zur Begegnungszone umgebaut wurde, hatten die Eigentümer der angrenzenden Liegenschaften mit über fünf Millionen Euro den Löwenanteil der Projektkosten getragen. Wie teuer die Neugestaltung der Rotenturmstraße kommt, lässt sich laut Planungsressort noch nicht abschätzen.

Maria Vassilakou

Zögerlicher Bezirk

Eingebunden werden soll auch der Bezirk, betont Vassilakou. „Er hat ein entscheidendes Wort.“ Innenstadt-Chef Markus Figl (ÖVP), der mit Vassilakou wegen der Öffnung der Anrainer-Parkplätze im Dauer-Clinch liegt, lehnte eine Begegnungszone bisher zumindest nicht ab. Eine Beruhigung des Verkehrs in der Rotenturmstraße könnte eine Ausdehnung von Schanigärten nach sich ziehen – mit für die Anrainer negativen Folgen wie Lärm, lauteten zuletzt die Bedenken aus seinem Büro. Man wolle die sachlich sinnvollste Lösung, betonte ein Sprecher.

Vassilakou hat diese für sich offenbar gefunden. „Es ist gut und klug, die Rotenturmstraße als Begegnungszone zu gestalten, sie hat alle Voraussetzungen dafür“, sagt die grüne Vizebürgermeisterin. Verkehrszählungen hätten ergeben, das täglich zwar bis zu 60.000 Passanten den Abschnitt frequentieren, allerdings nur 3000 Fahrzeuge die Einbahn zum Schwedenplatz hinunter fahren. Zum Vergleich: Auf der Mariahilfer Straße fuhren vor der Verkehrsberuhigung laut Planungsressort pro Tag rund 12.000 Autos.

Autos könnten die als Begegnungszone gestaltete Rotenturmstraße nach wie vor nutzen, betont Vassilakou; Fußgänger hätten aber mehr Platz. Derzeit staue es sich auf dem Trottoir. „Die Einmündung vom Hohen Markt ist ein Beispiel dafür, wie stark die Gehsteige überlastet sind“, sagt sie. Und auch das Erscheinungsbild solle verbessert werden. Vassilakou: „Freundlich gesagt: Da gibt es Luft nach oben.“

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