Warum jetzt auch der Fernwärme-Preis explodiert

Warum jetzt auch der Fernwärme-Preis explodiert
Zu zwei Dritteln befeuern Gas-Kraftwerke das Wiener Netz. Bis 2040 soll auch die Fernwärme grün sein.

"Wir haben keine andere Wahl" – mit diesen Worten begründet Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl die Ankündigung, die Preise für die etwa 440.000 Fernwärme-Kunden nahezu zu verdoppeln. Der Antrag auf eine Preiserhöhung um 92 Prozent wurde bereits an die Preiskommission gestellt.

Zwar wird die Fernwärme als umweltfreundliche Alternative vermarktet, doch auch sie wird – noch – zu rund zwei Dritteln aus Erdgas erzeugt. Umweltfreundlicher als etwa die weitverbreiteten Gasthermen ist sie dennoch. Das liegt an der Art der Erzeugung: In Kraftwerken wird Gas verbrannt und durch die erzeugte Hitze Wasser erwärmt. Der dabei entstehende Dampf treibt Turbinen an, die Strom erzeugen.

Die Abwärme wird dann mittels Kraft-Wärme-Kopplung in das Fernwärmenetz eingespeist und über 1.200 Kilometer Rohrleitungen zu den Endkunden transportiert. Dadurch erhöht sich der Wirkungsgrad der Kraftwerke auf bis zu 86 Prozent, laut Wien Energie spart das 1,5 Millionen Tonnen CO2 im Jahr.

Pfad bis 2040

Zudem wird intensiv an der Dekarbonisierung der Fernwärme gearbeitet. Schon 2030 will man mehr als die Hälfte des Bedarfs aus erneuerbaren Energien erzeugen, 2040 sollen es 100 Prozent sein. Je ein Viertel des Bedarfs soll dann durch Großwärmepumpen, Geothermie und Abfallverwertungsanlagen gedeckt werden, der Rest durch Grünes Gas und Industrie-Abwärme.

Johannes Wahlmüller, Energiesprecher von Global 2000, sieht Fernwärme definitiv "als Teil der Lösung und als zukunftsfähiges Konzept". Und zwar, weil der Experte die Dekarbonisierungspläne der Wien Energie "realistisch und ausgegoren" beurteilt.

Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl ist wegen der Preiserhöhung dennoch empört. Fernwärme werde überproportional häufig von einkommensschwachen Haushalten genutzt, mit der Erhöhung drohe vielen Menschen nun der endgültige Absturz in die Armut.

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