Ticker-Nachlese: Gedenken an Armenier-Genozid

Ticker-Nachlese: Gedenken an Armenier-Genozid
Rund 7.000 Menschen waren anlässlich des 100. Jahrestages auf den Wiener Straßen.

Anlässlich des 100. Jahrestages des armenischen Genozides auf dem Gebiet der heutigen Türkei fanden zwei Demonstrationen in Wien statt.

Nach armenischer Darstellung starben vom 24. April 1915 bis ins Jahr 1917 auf dem Gebiet der heutigen Türkei bis zu 1,5 Millionen Armenier. Die Türkei spricht von wesentlich geringeren Opferzahlen und weigert sich, die Massaker als Völkermord anzuerkennen.

Während eine Gruppe (2.500) einen "March for Justice" initiierten, demonstrierten rund 5.000 Menschen für eine "geschichtliche Wahrnehmung, dass kein armenischer Genozid stattgefunden hat".

Der KURIER tickerte live.

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Ticker-Nachlese: Gedenken an Armenier-Genozid

Mit dieser Meldung verabschieden wir (jk, bs, mb & jc) uns für heute.

Zusammenfassung

Am Freitag haben sich am Abend rund 7.000 Menschen aus unterschiedlichen Gründen auf die Wiener Straßen begeben. Die eine Gruppe (2.500) nahm anlässlich des 100. Jahrestag des gezielten Massenmordes an der armenischen Minderheit im Osmanischen Reich bei der Demonstration "March For Justice" teil. Eine weitaus größere Gruppe (rund 5.000) beteiligte sich bei einer Gegendemonstration, die sich gegen die "Genozid-Lüge" aussprach.

Etwa 1.100 Polizisten waren im Einsatz. Beide Demonstrationszüge sowie die jeweiligen Abschlusskundgebungen verliefen durchwegs friedlich.

Um Gerüchten den Wind aus den Segeln zu nehmen: Es kam nicht zu "Armenier vs. Türken" (nur der Boulevard ist dieser Meinung). Auf beiden Seiten waren Österreicher und Menschen anderer Nationen involviert. Aber wie gesagt, es kam zu keinen Problemen (wir begrüßen es).

Gute Nacht.

Die Abschlusskundgebung anlässlich der Demonstration "March For Justice" in Wien hat begonnen. Anlässlich des 100. Jahrestages des Völkermords an der armenischen Minderheit im Osmanischen Reich haben sich rund 2.500 Teilnehmer eingefunden, um den Opfern zu gedenken.

Eine Gegendemonstration setzte sich auch in Bewegung und hält eine Abschlusskundgebung am Ballhausplatz. Dabei sind nach Angaben der Polizei bis zu 5.000 Menschen beteiligt. Die Polizei selbst ist mit 1.100 Mann/Frau im Einsatz.

Eine kurze Zusammenfassung zur Demonstration "March For Justice".

In den kommenden Minuten soll die Abschlusskundgebung vor dem österreichischen Parlament stattfinden. Wir - momentan Birgit Seiser und Jürg Christandl (Michael Berger kümmert sich um die morgige Printausgabe) - sind für Sie vor Ort und berichten live.

Die rund 1.100 Mann/Frau der Polizei wurden indes zwischen Ballhausplatz und Parlament zusammengezogen, da die beiden Abschlusskundgebungen in direkter Nähe zueinander stattfinden. Ein direktes Aufeinandertreffen der Teilnehmer soll so verhindert werden.

Bei der Schlusskundgebung betont der Veranstalter der Gegendemonstration, dass sich die türkische Bevölkerung wegen der Erklärung der österreichischen Parlamentsparteien in ihren Gefühlen verletzt fühlen - hier mehr.

Die Abschlusskundgebung der Gegendemonstration beginnt. Laut KURIER-Reportern vor Ort verliefen beide Demonstrationen bislang friedlich. Die Polizei spricht von rund 8.000 Demonstrationsteilnehmern, während die Exekutive mit 1.100 Mann/Frau vertreten ist.

Während die türkische Gegendemonstration soeben den Ballhausplatz für die Abschlusskundgebung erreicht hat - mit musikalischer Umrahmung (Militärmusik), versammeln sich die Demonstrationsteilnehmer vom "March For Justice" vor derm Österreichischen Parlament.

Die Demonstration verläuft zurzeit friedlich. Rund 8.000 Menschen sollen sich auf den Wiener Straßen befinden. Die Schlusskundgebung der Gegendemonstration sollte bereits um 21 Uhr starten, verzögert sich aber.

Die Schlusskundgebung der Demonstration "March For Justice" startet um 22 Uhr vor dem Parlamentsgebäude, wo auch bereits die ersten Teilnehmer eingetroffen sind.

Für mehr Informationen (Infografik) über den Völkermord an den Armeniern finden Sie hier.

Warum gehen heute Tausende Menschen auf die Straßen?

Vor 100 Jahren fand im Osmanischen Reich eine gezielte Vernichtung der armenischen Minderheit statt. Nach armenischer Darstellung starben vom 24. April 1915 bis 1917 auf dem Gebiet der heutigen Türkei bis zu 1,5 Millionen Armenier. Die Türkei spricht dagegen von 300.000 bis 500.000 getöteten Armeniern und ebenso vielen Toten auf Seiten der Türken bei bürgerkriegsartigen Kämpfen und Hungersnöten.

Auch in Österreich gehen Menschen anlässlich des 100. Jahrestages auf die Straßen (siehe Videos). Bei der Demonstration "March For Justice" beteiligen sich rund 2.500 Menschen, bei der Gegendemonstration, die von einer "Genozid-Lüge" spricht, befinden sich rund 5.000 Sympathisanten.

Weltweit wird an den Völkermord gedacht. Hier in Hollywood

Die zwei Demonstrationen haben wegen riesigen Menschentrauben kleinere Verzögerungen in Kauf zu nehmen. Kurzum: Die Straßen sind schlichtweg zu eng. Aber es geht voran.

Wie man unschwer erkennen kann, blitzt unter den vielen armenischen Fahnen auch die Farbkonstellation Rot-Weiß-Rot durch.

Bei der Demonstration "March For Justice": Birgit Seiser

Bei der Gegendemonstration: Michael Berger

Und Fotograf Jürg Christandl dürfte überall sein.

Die Demonstration "March For Justice" ist nun auch in Bewegung. Die rund 2.500 Teilnehmer haben den Ring erreicht und stehen vor der Oper. Während vorne Transparente an den Genozid vor 100 Jahren erinnern, werden in den hinteren Reihen "Hoch die Internationale Solidarität"-Plakate hochgehalten.

Beim March For Justice der Armenier befinden sich schätzungsweise 2.500 Teilnehmer. Auch bei der Gegendemonstration dürfte die Anzahl der Demonstranten ähnlich hoch sein.

Außerdem kreist bereits ein Polizeihubschrauber über die Schauplätze.

Predigt von Kardinal Schönborn

In seiner Predigt um 17 Uhr im Wiener Stephansdorm betonte Kardinal Schönborn, dass nur die ehrliche Aufarbeitung der Geschichte zu Versöhnung und Vergebung führen und garantieren kann und dass sich Ereignisse wie der Völkermord an den Armeniern und weiteren Christen im Osmanischen Reich ab 1915 nicht mehr wiederholen.

"Habt keine Angst vor der Wahrheit!", appellierte Schönborn an all jene, die dieses Gedenken kritisieren würden. Nicht die Wahrheit, sondern die Verleugnung der Wahrheit führe zu neuen Konflikten. Denen, die sich gegen die Wahrheit stellen, gelte es, die Hand entgegen zu strecken, sagte der Kardinal: "Uns allen tut die Wahrheit gut."

Das Gedächtnis an den Völkermord dürfe freilich nicht mir Hass und Revanchegedanken begangen werden. "Wir dürfen nicht vergessen, aber wir müssen vergeben", so Schönborn wörtlich.

Die Gegendemonstration hat sich nach einer kurzen Pause wieder in Bewegung gesetzt. Derzeit verläuft alles friedlich. Rund 1.500 Demonstranten sind dabei, darunter auch viele Frauen und Kinder.

Verzögerungen wegen Demo 1 und Demo 2 lassen sich nicht vermeiden, sorry ;)

Impressionen aus dem Resslpark, wo die Demonstration "March For Justice" startet.

Der türkische Demonstrationszug mit rund 1.500 Personen hat sich soeben in Bewegung gesetzt.

Route: Kaiserstraße – Blindengasse – Alser Straße – Universitätsstraße – Schottengasse – Herrengasse – Michaelerplatz – Schauflergasse - Ballhausplatz (Schlusskundgebung). Ende ca. 21 Uhr

Derzeit sieht noch alles friedlich aus. Unter den vielen türkischen Fahnen mischen sich auch österreichische. Auch viele türkische Ordner sind vor Ort und regeln den gesamten Ablauf der Demonstration.

Es werden Transparente mit "Schenkt der Geschichte Gehör, nicht nur den Armeniern" und "Schluss mit der Genozid-Lüge" hochgehalten. Von den Veranstaltern wurde vor dem Marsch angekündigt, dass Bild- und Videoaufnahmen gemacht werden.

Im Resslpark haben sich bereits mehrere Hundert Menschen mit Flaggen und Flyern eingefunden. Der "March for Justice" beginnt laut Veranstalter um 19 Uhr. Auch jener Demonstrationszug für eine "geschichtliche Wahrnehmung, dass kein armenischer Genozid stattgefunden hat" startet um 19 Uhr.

Insgesamt befinden sich 500 Polizisten bei der armenischen und 600 bei der türkischen Demonstration.

Zuletzt kam zwischen Österreich und Türkei zu einem Eklat. Eine Erklärung des Österreichischen Nationalrats zum Völkermord an den Armeniern sorgte in der Türkei für Unmut. Im Text der Klubobleute Andreas Schieder (SPÖ), Reinhold Lopatka (ÖVP), Heinz-Christian Strache (FPÖ), Eva Glawischnig (Grüne), Waltraud Dietrich (Team Stronach) und Matthias Strolz (Neos) heißt es: "Aufgrund der historischen Verantwortung - die österreich-ungarische Monarchie war im Ersten Weltkrieg mit dem Osmanischen Reich verbündet - ist es unsere Pflicht, die schrecklichen Geschehnisse als Genozid anzuerkennen und zu verurteilen." Und weiter: " Ebenso ist es die Pflicht der Türkei, sich der ehrlichen Aufarbeitung dunkler und schmerzhafter Kapitel ihrer Vergangenheit zu stellen und die im Osmanischen Reich begangenen Verbrechen an den Armeniern als Genozid anzuerkennen."

Darauf der türkische Botschafter Mehmet Hasan Gögüs aus Wien zurückberufen. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern würden "dauerhaft beschädigt", hieß es in einer empörten Stellungnahme des Außenministeriums in Ankara.

Mehr dazu hier.

Auf der ganzen Welt finden heute Gedenkkundgebungen statt.

Unzählige Menschen strömten in den Wiener Stephansdom. Im Resslpark versammeln sich nun Teilnehmer des armenischen Demonstrationszuges.

Guten Abend. Wir starten mit dem Live-Ticker zum Gedenken an Armenier-Genozid vor 100 Jahren.

Bereits um 17 Uhr hat ein ökumenischer Gedenkgottesdienst mit Kardinal Christoph Schönborn begonnen. Zahlreiche Menschen haben sich dazu im Wiener Stephansdom eingefunden.

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