SPÖ sucht vor Wiener Wahl wieder einmal ihre verlorenen Wähler

Bürgermeister Michael Häupl will die rote Absolute zurückholen, Politexperten bezweifeln das derzeit.
Während die Basis den EU-Wahlkampf kritisiert, übt sich die Spitze in Zweckoptimismus.

Einen Tag nach der EU-Wahl macht sich bei der SPÖ Ernüchterung breit. "Es war ja nur eine EU-Wahl", sagten viele Funktionäre auf den Urnengang angesprochen.

Doch seit Jahren verliert die SPÖ Wähler. Im roten Kernland Wien machten diesen Sonntag nur noch 136.391 Menschen ihr Kreuzchen für die Roten. Ein historischer Tiefststand. Bei der Wien-Wahl 2010 waren es noch zweieinhalb Mal so viel gewesen.

Ganz anders der grüne Koalitionspartner: Die Ökopartei legte ordentlich zu und holte in zehn (!) Bezirken die meisten Stimmen. "Die Grün-Wähler haben viel mehr Bezug zu Europa", versucht ein roter Funktionär einen Erklärungsversuch. "Wir haben es hingegen nicht geschafft, unsere Wähler zu mobilisieren." Dieser Meinung ist auch Leopold Plasch, roter Bezirksvorsteher auf der Wieden – wo die Grünen am Sonntag Platz eins belegten. "Diese Wahl muss ein Denkanstoß für uns sein. Ich glaube, wir haben zu spät begonnen, uns auf die EU-Wahl zu konzentrieren."

Deutliche Worte findet Peko Baxant, SP-Chef in Mariahilf – wo ebenfalls die Grünen das Rennen machten. "Zwei Monate vor der Wahl ,Sozial, statt egal‘ zu kampagnisieren, ist zu spät. Die fünf Jahre davor hat die Sozialdemokratie zu wenig getan, um die Arbeit unserer EU-Parlamentarier für die Wähler sichtbar zu machen."

Diskussion

"Und da kommen sie erst jetzt drauf?" Das fragt Politologe Peter Filzmaier ironisch. Man habe sich so eine Mobilisierungsdiskussion eingehandelt, auch wenn andere Parteien – wie die ÖVP – noch schlechter abgeschnitten haben.

Auch die offen zur Schau gestellte Distanz zu Eugen Freund einiger Wiener Roter hat nicht geholfen. Das Resultat: "Einerseits hat man kleine Bezirke an die Grünen verloren, viel schlimmer ist aber die Entwicklung in den Flächenbezirken", sagt Filzmaier. In einigen Wahlsprengeln von Simmering, Favoriten oder Floridsdorf war die FPÖ bereits stimmenstärkste Partei. "Das tut sehr weh."

Die Parteispitze tagte am Montag, um über die weitere Vorgehensweise zu beraten. Nach außen hin übte man sich noch in Gelassenheit. Auf die falschen Themen oder den falschen Spitzenkandidaten habe man nicht gesetzt, sagt etwa Umweltstadträtin Ulli Sima. Und: "Im Gegensatz zur ÖVP, die auf den vierten Platz abgerutscht ist, haben wir das Ergebnis gehalten." Auch Landesparteisekretär Christian Deutsch sieht keinen Grund zur Panik. Die SPÖ-Funktionäre hätten sich ordentlich ins Zeug gelegt, und das werde man auch 2015 machen. Deutsch: "Die Absolute ist unser Wahlziel."

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