Nach Paris: Wiener Polizei erhöht Präsenz

Sicherheitskräfte vor dem Bundeskanzleramt in Wien. Am frühen Samstagnachmittag fand dort eine eilig einberufene Regierungssitzung statt.
Österreich ist keine Insel der Seligen, aber keine Hinweise auf Anschläge, sagen Sicherheitsexperten.

"Der Terror in Paris ist ein Dämpfer für das Sicherheitsgefühl der Österreicher." Davon ist der Psychologe Cornel Binder-Kriegelstein überzeugt. Denn so etwas könnte ja auch bei uns passieren, würden sich viele Menschen denken. Wie in anderen europäischen Ländern reagierte auch Österreichs Exekutive. Die Polizei erhöhte besonders in Wien ihre Präsenz: "Alles, was gehen kann, haben wir heute draußen", sagte Innenministeriums-Sprecher Karl-Heinz Grundböck.

Ein Großaufgebot der Exekutive sicherte am Samstag die Syrien-Konferenz im Hotel Imperial. Deutlich mehr Polizei gab es vor Botschaften, aber nicht am Christkindlmarkt vor dem Rathausplatz. Dort hat Bürgermeister Michael Häupl wegen der Pariser Terroranschläge die Eröffnung abgesagt. Die Besucher am Christkindlmarkt zeigten sich betroffen, die meisten waren aber nicht verunsichert. "Natürlich kann überall etwas passieren. Aber Wien ist weit sicherer als Paris", sagte Besucher Gabor Toth. Andreas Gschwandtner vom Standl "Zur Naschkatze" war angesichts fehlender Polizeipräsenz nicht beunruhigt. "Angst habe ich keine."

Natürlich standen die französischen Einrichtungen in Wien besonders im Fokus. Die französische Schule war geschlossen. Die für den Vormittag angesetzte Matura-Vorbereitungsprüfung fiel aus. Die Schüler standen daher in der Früh vor verschlossenen Türen.

Gedenken vor französischer Botschaft

Vor der französischen Botschaft im vierten Bezirk legten Menschen Blumen nieder, zündeten Kerzen an und trauerten um die Opfer in Paris. "Vive la France, vive la liberté", steht auf einem Zettel, der mit einer Kerze beschwert ist; "Je suis Paris" auf einem Blumenstrauß.

Nach Paris: Wiener Polizei erhöht Präsenz
Paris Anschläge Mahnwache bei französischer Botschaft Wien
Nicolas Gergaud steht mit verschränkten Armen still da, links trägt der Franzose eine schwarze Armbinde. "Die habe ich schon nach dem Attentat auf Charlie Hebdo getragen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich sie so bald wieder brauche", sagt er. Gergaud veranstaltet Konzerte mit französischen Künstlern in Wien. Er fragt sich: "Werde ich je wieder unbeschwert ein Konzert besuchen, ins Kino gehen oder in die U-Bahn steigen können? Oder muss ich jetzt immer Angst haben, dass Männer mit Kalaschnikows kommen? Es ist entsetzlich."

Keine akute Bedrohung

Österreichs Behörden verfügen derzeit über keine konkreten Hinweise auf einen Anschlag im Land. "Aber wir sind keine Insel der Seligen", hieß es aus dem Innenministerium. Denn laut Peter Gridling, dem Chef des Bundesamtes für Terrorismusbekämpfung wurden bereits 208 Menschen wegen ihrer Nähe zum IS angezeigt.

Die Sicherheitsbehörden stehen auch vor dem Problem, dass sich zunehmend mehr Österreicher sorgen, dass sich im aktuellen Flüchtlingsstrom auch Terroristen befinden können. Die Realität sei aber eine andere. "Bisher gab es keinen einzigen Hinweis in diese Richtung", erklärte Grundböck. Trotzdem wurden jetzt die Kontrollen erhöht. Auch das Bundesheer patrouilliert verstärkt, um einen geregelteren Zugang der Flüchtlinge nach Österreich sicherzustellen.

Belgien rät seinen Landsleuten bereits von Reisen nach Paris ab. Das österreichische Außenamt plant derzeit aber keine Reisewarnung, sagt Sprecher Thomas Schnöll. Austrian Airlines (AUA) will alle Flüge nach Frankreich planmäßig durchführen. "Passagiere können ihren Flug aber bis Ende Februar einmal kostenlos umbuchen, falls das notwendig ist", sagt Sprecher Peter Thier. Bei AUA-Konkurrent Niki gilt dasselbe Angebot bis 26. November.

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