KH Nord droht zum nächsten Bauskandal zu werden

2016 soll das Mega-Spital in Floridsdorf in Vollbetrieb gehen. Experten bezweifeln in einem internen Bericht, dass sich das noch ausgeht.
Chaos, drohende Kosten- und Zeitüberschreitung. Die Stadt Wien beschwichtigt.

Chaos, drohende Kosten- und Zeitüberschreitung. Die Stadt Wien beschwichtigt. Sonja Wehsely machte gute Miene zum bösen Spiel: Mit Schulkindern posierte sie Mittwoch im Musterzimmer des Krankenhauses Nord.

Zu lachen gibt es derzeit für die SPÖ-Gesundheitsstadträtin freilich wenig. Denn ausgerechnet am selben Tag zitierte die Presse aus einem vernichtenden Befund zum Bau des Mega-Spitals in Floridsdorf. Darin stellt die Begleitende Kontrolle Management-Chaos fest, die angepeilte Voll-Inbetriebnahme 2016 sei nicht sicher. Die 2009 mit 825 Mio € angegebenen Kosten liegen mittlerweile inklusive Baupreisindexierung bei 954 Mio. €.

Wehsely hat ihre eigene Lesart: Sie spricht lediglich von „Risiken“, die die begleitende Kontrolle aufzeige. „Und das ist ja auch ihre Aufgabe.“ Nach wie vor ist sie überzeugt: „Wir sind im Kosten- und Zeitplan.“ Freilich: Dass es 2016 tatsächlich zu einer Voll-Inbetriebnahme kommt, darauf will sich Udo Janßen, stv. Generaldirektor des Krankenanstaltenverbunds (KAV) nicht festlegen. „Es muss auf alle Fälle die Sicherheit der Patienten gewährleistet sein.“

Ausschreibung

Janßen räumt auch Probleme ein – etwa den Konkurs der für den Fassadenbau zuständigen Firma. Darauf habe man bereits reagiert. Derzeit laufe eine Ausschreibung: Gesucht wird ein Team zur Verstärkung der Projektleitung. Eine Aufgabe ist die Koordinierung an den Schnittstellen zwischen den Akteuren. Dass die Reserven für Baukostenüberschreitungen fast aufgebraucht sind, wird bestritten: „Von den mehr als 50 Mio. Euro sind noch rund 20 Mio. vorhanden. Und das zu einem Zeitpunkt, wo bereits 90 Prozent der Gewerke vergeben sind“, sagt Janßen.

Die Opposition schäumt: „Für diese Misswirtschaft in Ihrem Haus müssen Sie Verantwortung übernehmen“, richtet ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec Wehsely aus. FPÖ-Stadtrat David Lasar: „Angesichts des chaotischen Managements wird ein Baustopp wohl nicht vermeidbar sein.“

Die Situation erinnert an jene im Stadthallenbad. Auch dort wurde das Projektmanagement von überforderten Mitarbeitern der Stadt gemacht. Nachdem Probleme auftraten, konnten Termine nicht mehr eingehalten werden. Die Folge: Die Eröffnung wurde mittlerweile zweieinhalb Jahre verschoben. Zeit, die der KAV nicht hat.

KH Nord in Zahlen

954 Mio. Euro Kosten (geplant)

800 Bettensoll das neue Spital haben

17.000 Operationen sollen jährlich erfolgen

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