Großer Ansturm auf Wien-Mitte

Großer Ansturm auf Wien-Mitte
Hunderte kamen zur Bahnhofseröffnung – viele Shops sind noch gar nicht offen.

Herr Zenkoski will einen Fernseher. Seit einer Stunde steht er daher in der Schlange vor dem Bahnhof Wien- Mitte. Es ist Eröffnungstag und ein großer Elektronikmarkt bietet einen LED-Fernseher mit 102 Zentimeter Bilddiagonale für nur 333 Euro an – ein Schnäppchen. Das dachte sich nicht nur Herr Zenkoski sondern auch Hunderte andere. „Mir ist egal, wie lange ich warte – ich bin in Pension“, sagt Zenkoski, während vor ihm von der Security ein Schub Anstehender in das Einkaufszentrum gelassen wird. Es kommt zu einem Tumult, eine Frau stürzt, rappelt sich auf und rennt ins Innere.

30.000 m2

Nach mehr als fünf Jahren Bauzeit ist der Bahnhof Wien Mitte in Landstraße wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Aus dem einst heruntergekommenen Bahnhof ist ein modernes Einkaufszentrum mit Öffi-Anschluss geworden. 480 Mio. Euro wurden in 30.000 m2 Verkaufsfläche investiert.

Während das Zentrum erneuert wurde, blieben die S- und U-Bahn-Stationen unverändert. So wurde der verwinkelte Eingang zur U3 nicht umgebaut, die Zugänge zu den Bahnsteigen liegen allesamt im (überdachten) Außenbereich. Zusätzliche Lifte – Fehlanzeige. Lediglich der Terminal für den City-Airport-Train (CAT) wurde umgebaut und erweitert.

Doch auch an vielen Shops werken noch Arbeiter, sie werden erst im April 2013 eröffnet. „Wir waren mit dem Bahnhof schneller fertig, als viele der Shop-Betreiber gedacht haben“, erklärt Thomas Jakoubek, Geschäftsführer des Bauträgers BAI.
Die wenigen offenen Geschäfte sind gut besucht, vor allem der neue Interspar. Aus dem einstigen engen, dunklen Geschäft mit Ostblock-Flair ist ein großzügiger, heller Supermarkt auf zwei Etagen geworden, der weiterhin von Lebensmittel über Kosmetik bis hin zu Spielzeug und Textilien alles bietet. Frau Stenzenberger hat noch nichts gekauft. „Ich wollte sehen, wie es hier aussieht, denn ich schau mir jedes Zentrum an“, sagt die rüstige Pensionistin. Auch bei der G3-Eröffnung sei sie dabei gewesen: „Das war noch schöner.“

Pause

Drei Stockwerke höher machen die Retter vom Samariterbund kurze Pause. Seit fünf Uhr Früh stehen die Retter bereit, jetzt blättern sie kurz in einem Prospekt. Einige Male mussten sie schon helfen, vor allem wegen Kreislaufproblemen.

In der Warenausgabe des Elektromarkts bekommt Huseyin Ekiz endlich seinen Fernseher ausgehändigt. Er packt ihn auf seinen vollen Einkaufswagen und sichert seinen neuen Schatz mit einer Hand, mit der anderen schiebt er. „Shoppingfreude“, steht auf der Wand neben ihm, doch Ekiz wirkt abgekämpft. Seit sieben Uhr Früh sei er angestanden, erzählt er. „Ein Horror“, ruft seine Freundin. Jetzt haben sie ihren Fernseher und wollen nur noch nach Hause.
Natascha Kager muss noch durchhalten. Die Security-Mitarbeiterin wird in einer Stunde abgelöst. „Das Wichtigste sind gute Laune und gute Schuhe“, erklärt Kager wie man so einen Tag überlebt. „Es ist nicht so schlimm. Die Eröffnung des Einkaufszentrums in Oberwart war viel schlimmer.“

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