Vom Schandfleck zur Shoppingmeile

Vom Schandfleck zur Shoppingmeile
Nach fünf Jahren Bauzeit und Querelen im Vorfeld wird der neue City-Bahnhof eröffnet.

Das Herumirren zwischen Baugittern und provisorischen Gängen hat ein Ende: Nach fünf Jahren Bauzeit (Kosten 480 Millionen Euro) geht der neue Bahnhof Wien- Mitte am Donnerstag in Betrieb. Schon Dienstagabend nahmen Bundespräsident Heinz Fischer und Wiens Bürgermeister Michael Häupl die offizielle Eröffnung vor.

Vom Schandfleck zur Shoppingmeile
Vom Schandfleck zur Shoppingmeile

Tagtäglich frequentieren mehr als 100.000 Passagiere den Verkehrsknotenpunkt mit seinen Anschlüssen für U-Bahn, S-Bahn und City Airport Train (CAT). Die wohl augenscheinlichste Neuheit für sie ist das Einkaufszentrum „The Mall“ mit einer Verkaufsfläche von 30.000 Quadratmetern. Mit einem Interspar-„Hypermarkt“, einem Food Corner und einem Mediamarkt startet am Donnerstag der Teilbetrieb. Im Interspar-pronto kann man dann täglich bis 23 Uhr Lebensmittel einkaufen.

In Vollbetrieb geht die Mall im April 2013. Dann wird auch die neugestaltete Markthalle wiedereröffnet.

Neuer CAT-Terminal

Neuerungen gibt es auch für die jährlich 1,2 Millionen Flugpassagiere, die den City Airport Train benutzen: Der Terminal wurde um 250 m² erweitert – Platz für einen Info-Schalter und eine Lounge. Zur Eröffnung geht am Donnerstag zwischen 14 und 18 Uhr eine Party über die Bühne. Mit Live-Musik in den Zügen. Die Tickets kosten an diesem Nachmittag nur zwei Euro, statt normalerweise 19 Euro (Hin- und Rückfahrt).

Vom Schandfleck zur Shoppingmeile
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Zu 90 Prozent vermietet sind die Flächen im 70 Meter hohen Tower. Hier wird unter anderem das neue Finanzzentrum Wien-Mitte einziehen, das sieben Wiener Finanzämter unter einem Dach vereint. Ursprünglich hätten die Türme sogar 97 Meter hoch werden sollen, was einen Streit um das Weltkulturerbe-Prädikat der Innenstadt auslöste. 2003 musste daher das Projekt zurechtgestutzt werden.

„Wie bei jedem Projekt kommt das Eröffnungsdatum um eine Woche zu früh“, sagt Thomas Jakoubek, Geschäftsführer des Bauträgers Bank Austria Immobilien. „Doch bis auf ein paar ästhetische Kleinigkeiten sind wir rechtzeitig fertig geworden.“ Jakoubek spricht vom bisher komplexesten Projekt, das seine Firma in Wien realisiert hat: „Als wir 2005 den Standort übernommen haben, gab es noch 40 Mieter mit unbefristeten Verträgen.“ Schwierig seien auch die Bauarbeiten während des laufenden Zugbetriebs gewesen. Die Nähe zum Wienfluss machten zudem aufwendige Fundierungsarbeiten notwendig. „Dadurch hatten wir im Vergleich zu anderen Projekten die dreifachen Nebenkosten. Dennoch haben wir in Sachen Budget eine Punktlandung geschafft.“

Diesmal schlugen die organisierten Kupferdiebe in der Nacht auf Dienstag auf dem zweitgrößten Wiener Öffi-Verkehrsknoten, dem Praterstern, zu. Mit dras­tischen Folgen für den morgendlichen Pendlerverkehr: 28 Züge, hauptsächlich aus dem Norden Niederösterreichs kommend, fielen zwischen Traisengasse und Praterstern aus. Betroffen davon waren etwa 10.000 ÖBB-Passagiere. Sie mussten auf andere Öffis umsteigen.

Für die ÖBB und die Wiener Polizei quasi ein Schlag ins Gesicht. Denn erst Mitte September hatte die ÖBB-Chefetage die Task Force gegen Kupferdiebe vorgestellt. Unternehmenssprecher Harald Ofner erklärte: „In Zusammenarbeit mit den Landeskriminalämtern wird eine Sondereinheit gegründet. Gemeinsame Schwerpunktaktionen, aber auch die so­fortige Jagd nach den organisierten Banden ist geplant.“

Auf die Ankündigungs­politik folgte die Realität. Denn am Dienstag gegen 3 Uhr Früh durchtrennten die Täter Gleisfreimelde­kabel und stahlen rund 160 Kilogramm Kupfer. Womit die Signale auf der Stammstrecke kollabierten. Erst kurz nach 7 Uhr konnte der Schaden behoben werden.
Dass der Praterstern überwacht wird, wussten die Täter entweder nicht – oder es war ihnen egal. „Wir hoffen jetzt auf die Video­kameras in diesem Bereich“, sagt Ofner.

Im ersten Halbjahr 2012 verursachten Kupferdiebe bei den ÖBB 1,3 Millionen Euro Schaden.

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