Fünfjährigen Sohn getötet: Wienerin in Anstalt eingewiesen

In dieser Wohnung in Favoriten starb der Fünfjährige.
25-Jährige hörte Stimmen und erstickte den Buben mit einem Polster.

Eine 25-jährige Wienerin, die am 5. Juli 2015 ihren fünfjährigen Sohn zu Tode gebracht hat, weil ihr Stimmen aus dem Fernseher den entsprechenden Befehl erteilten, ist am Montag im Straflandesgericht in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen worden. Die Entscheidung des Schwurgerichts (Vorsitz: Eva Brandstetter) ist bereits rechtskräftig.

Wie der psychiatrische Sachverständige Karl Dantendorfer darlegte, war die Frau zum Tatzeitpunkt in Folge einer hochgradigen geistig-seelischen Abartigkeit zurechnungsunfähig und damit nicht schuldfähig. Sie leidet an paranoider Schizophrenie. Medikamente, die sie dagegen 2014 verschrieben bekommen hatte - die junge Frau wurde damals mehrere Tage stationär im Otto-Wagner-Spital behandelt, nachdem sie sich splitternackt auf die Triester Straße begeben hatte -, nahm sie vor der gegenständlichen Bluttat nicht mehr ein. "Sie konnte ihr Handeln nicht steuern. Sie war aus der Wirklichkeit völlig herausgerückt", sagte Dantendorfer.

"Der Fernseher hat zu mir gesprochen"

Das Drama spielte sich in einer Wohnung in Favoriten ab. Nach dem sonntäglichen Frühstück und einem kurzen Spaziergang verabreichte die Frau dem kleinen Buben Schlafmittel, um diesen ruhig zu stellen. "Der Fernseher hat zu mir gesprochen", erklärte sie nach ihrer Festnahme den ermittelnden Kriminalisten. Sie habe "ein komisches Gefühl, als wäre ich Gott" verspürt und sich "mächtig gefühlt". Sie habe geglaubt, das Kind sei "das Böse" und dass den Buben daher "umbringen müssen".

"Wollte sicher sein, dass er tot ist"

Wie Gerichtsmediziner Nikolaus Klupp erklärte, hätte die Medikamentenvergiftung selbst einen Erwachsenen getötet. Zusätzlich drückte die Mutter dem Fünfjährigen so lange einen Kopfpolster gegen das Gesicht, bis dieser kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Danach schnitt sie ihm noch mit einem Stanley-Messer den Hals durch und eröffnete den Bauchraum, wobei es sich dabei laut Klipp um postmortale Verletzungen handelte. "Ich wollte sicher sein, dass er tot ist", lautete die Erklärung der Frau. Sie habe befürchtet, das Kind könnte "wieder aufstehen".

Am Kahlenberg aufgegriffen

Die Frau wurde zwei Tage später in verwirrtem Zustand am Kahlenberg aufgegriffen. Unmittelbar nach der Bluttat hatte sie ihre Wohnung verlassen und sich in einer Pension einquartiert, wo sie ihren Angaben zufolge praktisch rund um die Uhr schlief. Bei einem Spaziergang außerhalb von Wien sah sie dann zufällig zwei Polizisten, denen sie zuwinkte und erklärte, sie müssten sie "mitnehmen, weil ich meinen Sohn getötet habe".

In der Verhandlung wurden die schriftlichen Aussagen der Frau vor der Polizei verlesen. Fragen zum inkriminierten Geschehen wollte die 25-Jährige nicht beantworten. "Ich kann es momentan nicht sagen", gab sie leise schluchzend zu Protokoll. Sie sei "schuldig". Der psychische Zustand der 25-Jährigen, die mittlerweile in einem Klinikum in Niederösterreich untergebracht ist, soll sich infolge zielgerichteter therapeutischer Maßnahmen zuletzt deutlich gebessert haben.

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