Rennen um das Neujahrsbaby: Schummeln nicht ausgeschlossen

Vor 25 Jahren waren die Babys verwechselt worden.
Nicht alle halten die Ermittlung für seriös. Und es gibt Zweifel an der Genauigkeit der Zeitangaben.

Die Geburtenstationen in den österreichischen Spitälern matchen sich jedes Jahr untereinander in der Silvesternacht um das Neujahrsbaby. Sobald die Uhr Punkt Mitternacht schlägt, wird es in den Kreißsälen während der Geburt hektisch. Doch "wer hat da tatsächlich Zeit, mit dem Wecker danebenzustehen?", fragt der burgenländische Primar Lothar Fuith und zweifelt an der Genauigkeit der Zeitangaben.

Letztendlich ist die Kür des Neujahrsbabys das Ermittlungsergebnis eines Nachtredakteurs der Austria Presse Agentur (APA), der nach dem Sichten zahlreicher – hoffentlich glaubhafter – Spitalsmeldungen und einem Rundruf die offizielle Botschaft verkündet.

Zwei Sekunden Vorsprung

Rennen um das Neujahrsbaby: Schummeln nicht ausgeschlossen
Beate Hruby mit Sohn Luis, Neujahrsbaby 2015; Klostermarienberg
Im Vorjahrmachte der kleine Luis aus dem Burgenland das Rennen. Exakt um null Uhr hat er auf natürlichem Weg – mit 3680 Gramm und 54 Zentimetern Größe – das Licht der Welt erblickt, nur zwei Sekunden vor dem Zweitplatzierten Felix im Spital Feldbach in der Steiermark. SelbstAPA-Redakteur Alexander Fechter, der in der vergangenen Silvesternacht Dienst hatte, ist sich nicht sicher, ob die Angaben der Spitäler immer stimmen. Offiziell heißt es, dass mit Abtrennen der Nabelschnur die Geburt abgeschlossen ist, berichtet Bernhard Jany, Sprecher der nö. Landeskliniken-Holding. "Manche Hebammen nehmen aber auch den ersten Schrei als Bezugspunkt", sagt Fechter. In der Früh, wenn alle 60 österreichischen Geburtenstationen in der APA-Zentrale Meldungen erstattet haben, kann das Neujahrsbaby verkündet werden.

Beate Hruby aus dem burgenländischen Klostermarienberg hat gar nicht damit gerechnet, dass ihr Sohn Luis ein Neujahrsbaby wird. "Eigentlich wäre der Geburtstermin am 29. Dezember gewesen", sagt die 36-Jährige. Dass Luis um null Uhr da war, sei ihr nicht aufgefallen. "Die Hebammen und Ärzte haben ihre Uhren verglichen und es stimmte. Mein Sohn kam Punkt Mitternacht zur Welt." Den folgenden Medienrummel empfand die dreifache Mutter als sehr anstrengend.

Kritik

Rennen um das Neujahrsbaby: Schummeln nicht ausgeschlossen
Prof. lothar Fuith, Primar Geburtshilfe am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt
Vom Hype hält Primar Fuith, Leiter der Geburtshilfe im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt, nichts. Es komme vor, dass Eltern sich die Geburt ihres Kindes zu einem bestimmten Termin wie Silvester wünschen. "Aber solche Wünsche werden in unserem Spital nicht erfüllt." Bei natürlicher Geburt sei ein Tricksen beim Termin ohnehin kaum möglich.

Felix Madl ist das wohl älteste noch lebende Neujahrsbaby Österreichs. Er feiert am 1. Jänner seinen 107. Geburtstag. Das hohe Alter erklärt Madl mit seiner Lebensfreude. "Er hat Appetit, liebt die Hausmannskost und seinen Kaffee am Nachmittag", erzählt seine 92-jährige Gattin Hilde, mit der er seit 71 Jahren verheiratet ist. Zusammen hat das Paar drei Kinder, sechs Enkel und fünf Urenkel.

"In der Nacht kommen die Erinnerungen", sagt er über die Vergangenheit. Madl entstammt einer Großfamilie. Er kam 1909 im Salzburger Bischofshofen als jüngstes von zehn Kindern zur Welt. Später zog es ihn nach St. Johann in Tirol. Dort betrieb er mit seiner Frau von 1949 bis 1986 ein Kino. Im Ort hinterließ Madl einen bleibenden Eindruck.

Er gilt als Pionier des Wintersports. Der frühere langjährige Obmann des Fremdenverkehrsverbandes und Mitgründer der Vereinigung "Kitzbühler Alpen" war einer der Wegbereiter für den Skitourismus in der Region. Als leidenschaftlicher Fotograf schoss er Bilder für Werbeplakate für den Ort St. Johann.

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