Ökostromerzeuger fürchten um ihre Existenz

Die Biogasanlage Mureck läuft seit 2005.
Weil die Tarifförderung allmählich ausläuft, befürchten Betreiber von Biomasseanlagen das Ende ihrer Unternehmen.

Seit 2005 läuft die Biogasanlage im südsteirischen Mureck. Rund sechs Millionen Euro wurden investiert, betrieben wird sie großteils mit Schweinegülle und Nebenprodukten aus der Biodiesel-Erzeugung. "Wir können praktisch den gesamten Strombedarf von Mureck abdecken", schildert Geschäftsführer Karl Totter stolz, immerhin wohnen dort rund 3600 Menschen. "Das ist grüner, sauberer Strom."

Allerdings könnte es damit bald vorbei sein. Nach zehn Jahren braucht es technische Neuerungen, die gut eine halbe Million Euro kosten. Außerdem müssen Rohstoffe gekauft werden. Das könne nur durch Kredite finanziert werden, betont Totter. Doch die Ökostromförderung des Bundes nähert sich dem Ende, sie läuft in zwei Jahren aus. Damit wurden bisher die Einspeistarife in das Stromnetz gestützt. Jetzt zögern aber die Banken: Sie wollen nur weiter finanzieren, wenn die Förderung weiterläuft, zu riskant ist das Stromgeschäft.

Tatsächlich befürchtet auch Totter das Schlimmste für den Betrieb und die sechs Mitarbeiter. "Ohne Förderung schaffen wir das nicht. Niemand kann zu Marktpreisen Strom erzeugen. Für uns hieße das dann Konkurs."

Nur noch 50 statt 300

Ökostromerzeuger fürchten um ihre Existenz
Karl Totter, Öko-Pionier Mureck
Eine Gefahr, die auch anderen Betreibern von Biogasanlagen drohe, bestätigt Josef Plank, Präsident des Biomasseverbandes. Ohne Förderung wären in fünf Jahren von den derzeit 300 Anlagen nur noch 50 am Netz. "Die ersten paar dürften uns schon ab diesem Herbst wegfallen. Damit verlieren wir massiv an grünem Strom in Österreich." Die Situation von Anlagen mit fester Biomasse wie etwa Holz sei ähnlich: Bis 2020 müsste ein Drittel zusperren, wenn es keine Förderung mehr gibt. Betroffen seien auch Windkraftanlagen, wenn auch in einem kleinerem Teil.

"Wir würden dramatisch an grünem Strom verlieren", warnt Plank: Rund 15 Prozent des heimischen Energiebedarfs würden durch jene Anlagen erzeugt, deren Betreiber um den Fortbestand zittern. "Wir kämpfen schon seit mehr als einem Jahr darum, dass die Förderung verlängert wird. Bisher leider ohne Ergebnis", bedauert der Interessensvertreter.

Ein Umstand, der auch Karl Totter aus Mureck verärgert. "Wir erwarten uns alle, dass die Regierung endlich was tut und nicht schläft. Es kann ja nicht so sein, dass man die Ökostromerzeuger umbringt und dann muss halt wieder Strom aus Kohle oder Atomkraftwerken her." Die Politik denke nicht weit genug, glaubt er, denn Ökostrom sei trotz der Tarifförderung sogar billiger zu produzieren als Atomstrom: Mureck bekäme rund 134 Euro pro Megawattstunde, während eine Megawattstunde Atomstrom laut französischem Rechungshofbericht um die 500 Euro koste.

Für seinen Betrieb gab es noch einmal eine Galgenfrist, die Bank stundete fällige Raten für laufende Kredite bis Jahresende. Das verschaffe erst einmal Luft, doch das Problem dahinter löse es nicht. "Wir brauchen eine Laufzeitverlängerung der Förderung auf 20 Jahre, dafür gehen wir auf die Barrikaden." Mit der Antwort des Wirtschaftsministerium dürfte der Firmenchef aber kaum zufrieden sein. "Das Problem bei den Biogasanlagen ist uns bekannt, wir arbeiten intensiv an einer Lösung", betont ein Sprecher.

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