Cybercrime-Netzwerk war wie Konzern organisiert

BK-Chef Lang: „Dahinter stecken Täter mit höchster Kreativität“ .
Tausende Angriffe. Schaden in Millionenhöhe.

Dahinter stecken Täter mit enormem Gewinnstreben und höchster Kreativität", beschrieb Franz Lang, Chef des Bundeskriminalamts (BK), die Erkenntnisse aus den Ermittlungen gegen das jetzt zerschlagene Cybercrime-Netzwerk.

Nach vierjährigen Ermittlungen im gesamten europäischen Raum hoben am 18. und 19. Juni ukrainische Sondereinheiten, Europol-Spezialisten und Beamte des BK die Zentralen der wie ein international tätiger Konzern agierende Bande aus. In Kiew, Odessa, Karkiv und Dnipropetrowsk wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt, sowie fünf führende Mitglieder verhaftet.

Das Netzwerk soll durch Tausende Betrugshandlungen mindestens zwei Millionen Euro Schaden verursacht haben. Mit Computer-Schadprogrammen wie den Trojanern "Spxeye" oder "Citadel" wurden TAN-Codes ausspioniert, die zur Autorisierung jeglicher Transaktion via Telebanking obligatorisch sind.

Mit diesen Codes überwiesen die Täter fremdes Geld auf eigene Konten. Angeworbene Mittelsmänner, sogenannte Finanz-Agenten ("Money Mules") transferierten über ihre unauffälligen Konten schließlich das Geld nach Osteuropa weiter. Die Finanz-Agenten wurden über 25 Scheinfirmen angeworben. International konnten bis jetzt 60 Beschuldigte ausgeforscht bzw. verhaftet werden.

Manipulierte Konten

Ins Rollen kam der Fall 2011 durch manipulierte Konten in Salzburg. Als die internationale Dimension deutlich wurde, übernahm im März 2013 das BK die Erhebungen. Schließlich wurde von Europol die Ermittlungsgruppe "Mozart" gegründet. Behörden aus Belgien, Finnland, Großbritannien, den Niederlanden und Norwegen waren involviert; die organisatorische Leitung übernahm die Staatsanwaltschaft Wien.

Laut Oberstaatsanwältin Eva Marek beläuft sich der Schaden in Österreich auf 1,2 Millionen Euro: "Weltweit erbeuteten die Täter aber ein Zigfaches davon."

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