Baby im Stiegenhaus: Mutter wurde ausgeforscht

Vor 25 Jahren waren die Babys verwechselt worden.
Säugling lag vor der Tür von Pflegemutter Renate Bayer. Sie will der leiblichen Mutter jetzt helfen.

Ihren immer größer werdenden Bauch hat die 40-jährige Maria K. (Name geändert, Anm.) monatelang mit Ausreden gerechtfertigt: Sie habe Wasser im Bauch und sei wegen ihrer Beschwerden in ärztlicher Behandlung, erzählte sie ihren Bekannten in einer Wohnsiedlung in Liezen.

Das Kind, das in ihrem Bauch gewachsen war, legte sie am Sonntag kurz nach der Geburt an der Türschwelle von Renate Bayer ab. Kein Zufall – sie ist Krisen-Pflegemutter. Die Frauen kennen einander aus der Nachbarschaft.

„Ich habe schon vermutet, das etwas nicht stimmt, aber dass ihre Situation so schlimm ist, konnte niemand wissen“, sagt Bayer. Die 40-Jährige habe bereits vier Kinder im Alter von fünf bis 15 Jahren, in der Ehe kriselt es angeblich.

Mutter überfordert

Baby im Stiegenhaus: Mutter wurde ausgeforscht
Michel Posch hat am Sonntag, 9. August 2015 beim Spazieren gehen mit Ihr Hund ein schreiendes Baby auf der Türmatte von Renate Bayer gefunden Bild: Renate Bayer macht den Polster fertig für das Baby Foto: Jack Haijes
„Sie ist eine fürsorgliche Mutter, war aber wahrscheinlich mit dem Gedanken, jetzt noch ein Baby zu bekommen, überfordert“, sagt Bayer. Die 60-Jährige ist selbst dreifache Mutter, hat noch drei Kinder ihres zweiten Ehemannes und 15 Pflegekinder großgezogen und als Krisen-Pflegemutter schon zwölf Kinder übergangsweise aufgenommen.
Sie will jetzt auch Maria K. helfen. Derzeit ist das neugeborene Mädchen im Landeskrankenhaus Leoben und laut den Ärzten wohlauf. Die Obsorge hat vorerst das Jugendamt. Innerhalb von vier Monaten muss sich die leibliche Mutter entscheiden, ob es das Kind behalten oder zur Adoption freigeben möchte.

„In dieser Zeit könnte ich die Kleine als Krisen-Pflegemutter nehmen. Die Mutter könnte es besuchen und sich in Ruhe überlegen, wie es weitergehen soll. Es ist ganz wichtig, dass sie Kontakt zu ihrem Kind hat und spürt, dass sie nicht alleingelassen wird“, sagt Bayer.

Wie berichtet, hatte eine Nachbarin das Baby, eingewickelt in zwei Handtücher, am Sonntag gegen 7.30 Uhr im Stiegenhaus vor der Wohnungstür von Renate Bayer entdeckt.
Polizeibeamte hörten sich daraufhin in der Nachbarschaft um. Bei einer Befragung gab Maria K. zu, das Baby am Sonntag in den frühen Morgenstunden geboren zu haben. Die Staatsanwaltschaft Leoben prüft nun den Tatbestand der Aussetzung.

Kommentare