Gemeindeauto auf Kosten der Privaten

Das neue Gemeindeauto der Stadt sorgt für Aufregung bei zwei Unternehmern.
Zwei Unternehmer fühlen sich von Werbefirma getäuscht. Die Gemeinde entschuldigt sich.

Anfang des Jahres ist eine Linzer Werbefirma an die Stadtgemeinde Groß-Enzersdorf herangetreten. Das Angebot: Die Stadt erhält für die kommenden Jahre einen Lieferwagen zur Verfügung gestellt, der durch Logos von Gewerbetreibenden finanziert wird. Das Unternehmen wiederum kümmert sich um Anschaffung und Logoverkauf, die Mehreinnahmen könne man sich behalten.

Soweit zumindest der Plan. Die Gemeinde stimmte zu und bekam auch das Auto. Zwei betroffene Unternehmer fühlen sich von der Werbefirma jedoch betrogen und überrumpelt.

Die Vertreter hätten sich offiziell als Stadtgemeinde ausgegeben. "Ich dachte es geht um die Stadt und wollte mich einbringen", erzählt eine Unternehmerin. Also hatte sie bei einem Telefonat vorsichtig Zustimmung signalisiert – im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Selbst bedient

Am nächsten Tag kam ein Vertreter vorbei und wollte den Vertrag unterschreiben lassen. "Ich hatte gerade einen Kunden und dachte, dass alles ausgemacht ist." Den Firmenstempel hatte er sich selbst genommen.

Im Nachhinein stellte sich heraus: Anstatt der per Telefon ausgemachten 300 Euro einmalig wurde im Vertrag fünf Mal 500 Euro jährlich festgehalten. Ein Rücktritt vom Vertrag war nicht mehr möglich, da es bei Unternehmern keine "Haustürgeschäfte" gibt. Im Gegenzug sei ihr jedoch mit Klage gedroht worden, falls sie damit an die Medien gehe.

Ganz ähnlich erging es Schlossermeister Franz Markovits aus Raasdorf. Auch er sei zur Unterschrift gedrängt worden und fühlt sich getäuscht. Beide konnten den Vertrag storniert, mit finanziellen Kosten von jeweils rund 2000 Euro.

"Grenzwertig"

Eine Entschuldigung kam nun von Wirtschaftsstadtrat Reinhard Wachmann. Zwar habe auch die ÖVP dem Angebot zugestimmt, "aber nicht unter solchen Umständen." Das Vorgehen der Firma ist für ihn "unter jeder Kritik und mehr als grenzwertig". Seitens der Werbefirma blieb eine Anfrage unbeantwortet.

Der Unternehmerin wurde von der Stadt finanziell unter die Arme gegriffen, Markovits zahlt hingegen noch immer regelmäßig seine ausständigen Raten.

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