Eiserner Vorhang bringt Schlepper-Invasion
Ungarn hat am Montag mit dem Bau eines 175 Kilometer langen und vier Meter hohen Grenzzauns an der serbischen Grenze begonnen. Der Eiserne Vorhang soll den Flüchtlingsstrom in die EU bremsen.
Der drastische Schritt bewirkt aber derzeit genau das Gegenteil: Seit der Ankündigung, die Grenze dicht zu machen, versuchen Schlepperorganisationen, vorher noch vermehrt Flüchtlinge nach Westeuropa zu schmuggeln. "Die kriminellen Organisationen nutzen die einfachste Route über Serbien und Ungarn. Sie versuchen noch alles, bevor hier die Grenze blockiert ist", erklärt der Sprecher des Bundeskriminalamts, Mario Hejl.
Teilweise werden die Flüchtlinge, die jeweils mehrere Tausend Euro für die Transporte bezahlen müssen, unter lebensgefährlichen Bedingungen transportiert.
Beinahe erstickt
"Die Zustände sind verheerend. Am Dienstag hätte es beinahe ein Todesopfer gegeben", so der Kriminalist. Eine Polizeistreife stoppte Dienstag um sechs Uhr Früh in Schwechat einen sichtlich überladenen Kastenwagen mit ungarischen Kennzeichen. Der 51-jährige bulgarische Schlepper hatte auf 7,74 kleinen Laderaum 54 syrische, irakische und afghanische Flüchtlinge gepfercht – 24 Männer, zwölf Frauen und 18 Kinder, darunter auch Babys.
Auf der stundenlangen Fahrt von Serbien durch Ungarn bekamen die Eingeschlossenen kaum Luft, worauf sie in Panik die Gummidichtungen aus den Türen rissen. Wegen des Sauerstoffmangels verlor eine Insassin das Bewusstsein.
Am Sonntag wurden bei der A1 in Sattledt, OÖ, zwei Schlepper festgenommen. Die Bulgaren hatten 47 Menschen in einen Kastenwagen gepfercht.
In Wien ist es am Dienstag sogar zu einem Angriff auf Polizisten gekommen: Zivilbeamte verfolgten drei Fahrzeuge auf der A4 bis Simmering. Bei der Kontrolle attackierte einer der mutmaßlichen Schlepper Polizisten, bevor ihm samt Komplizen die Flucht gelang. Zurück blieben neun Flüchtlinge, darunter zwei Kinder.
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