Dukovany: 13.500 Unterschriften für UVP

Global 2000 strebt Umweltverträglichkeitsprüfung von alten Reaktoren an. Erfreulich: Tschechischer Umweltminister will UVP für AKW-Neubauten.

Schon mehr als 13.500 Unterstützer konnte die Umweltorganisation "Global 2000" für ihre Petition zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das alte, containmentlose Atomkraftwerk Dukovany 1 gewinnen. "Wir bedanken uns herzlich bei allen engagierten Menschen, die uns bereits im Kampf gegen alte Atomkraftwerke unterstützt haben“, sagt Reinhard Uhrig, Anti-Atomsprecher von Global 2000. Auch wird begrüßt, dass Österreichs Umweltminister Andrä Rupprechter seinen tschechischen Amtskollegen Tomas Podivinsky gestern von UVPs für die neu geplanten Atomkraftwerke überzeugen konnte. "Noch wichtiger ist aber das Rausprüfen von alten Atom-Wracks durch eine noch zu erstreitende UVP nach der Espoo-Konvention", sagt Uhrig.

Präzedenzfall für alte Reaktoren

Am Montag startete GLOBAL 2000 die Unterschriftenaktion für eine Umweltverträglichkeitsprüfung zur Laufzeitverlängerung von Dukovany 1: Die Betriebserlaubnis läuft am 31.12.2015 ab, Laufzeitverlängerungen sind nach der Espoo-Konvention, die von den Vereinten Nationen festgesetzt wurde, UVP-pflichtig. Von den derzeit 131 laufenden Reaktoren sind 52 über 30 Jahre in Betrieb, alleine 2015 erreichen EU-weit weitere 18 Reaktoren die Altersgrenze von 30 Jahren, auch für diese Reaktoren gilt die UVP-Pflicht nach Espoo. „Wir sehen Dukovany 1 als einen Präzedenzfall für die gesamte überalterte Nuklearreaktorflotte in Europa“, so Uhrig. Er ruft zur Unterstützung der Petition auf: „Zusammen mit den Ländern Oberösterreich, Niederösterreich und Wien können wir der Bundespolitik den Rücken stärken in ihrem entschlossenen Auftreten gegen Subventionen für Atom-Neubauten - und für die Stilllegung alter, maroder Anlagen durch eine strenge UVP nach harten Kriterien."


Am 23. Oktober wurde bekannt, dass das Prager Umweltministerium nun die Genehmigung zur ersten Prüfung von fünf möglichen Standorten zur Errichtung von Atommüllendlagern erteilt hat. Zwei weitere Orte warten noch auf eine entsprechende Genehmigung. Bisher wird der radioaktive Müll in Temelin und Dukovany zwischengelagert, ab 2065 soll er aber ins Endlager kommen.

Bis 2018 soll die Auswahl von sieben möglichen Orten auf zwei „Favoriten“ eingeschränkt werden. Bis 2025 will man sich auf einen konkreten Standort für das Endlager einigen, für 2045 ist der Beginn der UVP angedacht, weitere 15 Jahre soll der Bau des Endlagers dauern.

Dukovany: 13.500 Unterschriften für UVP
Die tschechischen Atomgegner versuchen seit Jahren, die 1990 begonnene Suche nach einem Endlager zu bremsen. Auch in Österreich schlägt man Alarm. Einer der Orte, der bereits die Zustimmung für geologische Untersuchungen hat - das südböhmische Cihadlo - liegt nur etwa 20 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Ein anderer Standort, Kravi Hora, befindet sich nur 80 Kilometer nördlich von Laa an der Thaya.

Falls sich Fässer öffneten oder Brände entstünden, sei die Gefahr der Kontamination durch radioaktives Material auch für österreichische Gebiete enorm. „Für die darauffolgenden Jahre, Jahrzehnte und Jahrtausende ist vor allem das Eindringen von Wasser, das Auslaugen und Eindringen in das Grundwasser bzw. die Thaya und March eine Dauergefahr“, so Patricia Lorenz von Global 2000. Naturgemäß versucht das tschechische Umweltministerium zu beruhigen. Zumindest die Bodenuntersuchungen werden keine Auswirkungen auf die Umwelt haben, weil „nicht invasive Methoden“ angewandt werden.

Subventionen für Gemeinden

Die von den Bodenuntersuchungen betroffenen Gemeinden werden für jedes Jahr der Untersuchungsarbeiten bis zu zwölf Mio. Kronen (433.479,03 Euro) vom Staatsbudget bekommen. Insgesamt hat der tschechische Staat dafür 72 Mio. Kronen jährlich veranlagt. Jiri Slovak, Beauftragter der staatlichen Verwaltung zur Aufbewahrung von radioaktivem Abfall (SURAO) bezeichnet diese Subventionen als „Motivationszahlung“.

Bis zu Beginn der Untersuchungen in zwei Wochen haben die Gemeinden und Bürgerinitiativen noch Zeit, Stellungnahmen zu den Genehmigungen abzugeben. Jedoch haben sie weder jetzt, noch zu einem späteren Zeitpunkt tatsächlich die Möglichkeit, die Errichtung eines Endlagers auf ihrem Gebiet zu verhindern. „Es wird zu spät sein, auf die Umweltverträglichkeitsprüfung zu warten. Im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung wird ein Standort nicht mehr verhinderbar sein können“, sagt auch Lorenz. Man geht hier vor, „als ob auf der anderen Seite der Grenze Niemandsland wäre“.

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