Kein Atommüllendlager in Grenznähe zu Oberösterreich

Gesucht wird ein Standort, der eine Million Jahre lang sicher sein soll.
Der nur 18 Kilometer entfernte Truppenübungsplatz Boletice steht nicht mehr auf Auswahlliste.

Der Widerstand unserer länderübergreifenden Allianz hat sich gelohnt – der grenznahe Truppenübungsplatz Boletice befindet sich nicht mehr auf der Liste der möglichen Standorte für ein Atommüllendlager in Tschechien", freut sich Umweltlandesrat Rudi Anschober (Die Grünen).

Das nur 18 Kilometer von der oberösterreichischen Grenze in Südböhmen liegende Areal war auf der ursprünglich 20 Orte umfassenden Vorschlagsliste noch angeführt. Boletice wäre der südlichste aller zur Wahl stehenden Standorte gewesen. Ende Jänner hatten sich allerdings die Hinweise verdichtet, dass der Truppenübungsplatz aus geologischen Gründen für ein Atommüllendlager nicht geeignet sei. Seitens des tschechischen Industrieministeriums wird das auch offiziell bestätigt.

Anschober hegt aber Zweifel an dieser Version und vermutet eher eine politische Entscheidung. Er glaubt, dass die massiven Proteste von Antiatom-Gegnern, Umweltparteien und Gemeinden aus Bayern, Oberösterreich und Tschechien schlussendlich verhinderten, dass Boletice noch weiter als potenzieller Standort gelistet wird. "Das zeigt wieder einmal: nur wenn man sich wehrt, kann man auch etwas durchsetzen", betont der Umweltlandesrat.

Die Pläne der tschechischen Regierung sehen vor, bis zu 9000 Tonnen radioaktiven Abfalls – darunter die abgebrannten Brennstäbe der AKW Temelin und Dukovany – tief unter der Erde zu deponieren. Aktuell kommen nur noch sieben Orte dafür in Frage, die Widerstände sind aber auch dort überall groß.

Die in Frage kommenden Standorte müssen nun intensiv auf ihre Tauglichkeit geprüft werden, bevor eine Entscheidung fällt. "Die Untersuchungen werden vermutlich im Oktober starten und bis Ende 2016 dauern." Danach wird die Zahl der potenziellen Lagerplätze noch einmal reduziert, bevor die Endauswahl getroffen wird. Erst 2050 soll das Atommüllendlager errichtet werden und 2065 in Betrieb gehen.

"Das Ziel lautet, einen Ort zu finden, in dem die Sicherheit für eine Million Jahre gewährleistet ist. Etwas, das meiner Ansicht nach völlig unmöglich ist", betont Anschober. Daher könne es passieren, dass keiner der jetzigen Standorte geeignet sei und die Suche von vorn begonnen werden müsse. "Dann geht es in die Endlosschleife."

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