Unweit von Linz haben Archinauten ein ungewöhnliches Einfamilienhaus entworfen, das mit einfachen wie provokanten Ideen überzeugt. Der dunkel gefärbte Kubus fügt sich nahtlos in das Straßenbild und reagiert gekonnt auf seine Lage am Stadtrand: Das Gebäude bietet offenen Lebensraum mitten im Grünen – und macht Rückzug auf Knopfdruck möglich.
St. Magdalena ist eine der beliebtesten Wohngegenden in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Über der Donau, nahe des Pöstlingbergs gelegen, ermöglicht es ein zentrumsnahes Leben inmitten der Natur. Im 18. Jahrhundert führte von hier die Pferdeeisenbahn nach Böhmen, heute reihen sich historische Villen und moderne Einfamilienhäuser aneinander. Eines davon ist das neue Heim einer vierköpfigen Familie, das vom ortsansässigen Büro Archinauten entworfen und vor Kurzem fertiggestellt wurde. Aber um die Bauherren von der Konstruktion überhaupt erst zu überzeugen, musste der richtige Ansatz gefunden werden. "Das war gar nicht so einfach", sagt Architekt Andreas Dworschak. "Das Grundstück befindet sich in Hanglage am Ende einer Sackgasse und ist ringsum von Wald umgeben."
Oben wohnen, unten schlafen – so lautete die Antwort der Planer auf die topografische Herausforderung. Der Wohnbereich richtet sich deshalb erst zehn Meter über dem Straßenniveau auf und geht an der Rückseite in eine völlig ebene Gartenfläche über. "Ziel war es, ein Stück kultivierte Natur in die Wildnis zu integrieren."Das Haus zeigt sich daher von zwei Seiten: Von Norden aus betrachtet steht der Wohnraum wie ein Glaspavillon im Grünen, während von der Straße aus gesehen ein dunkelbrauner Monolith aus dem Blätterwald ragt. "Dadurch ergeben sich enorme Raumqualitäten", sagt Dworschak. "Vom Wohnzimmer aus kann man einerseits in den geschützten Garten, andererseits über Linz bis in die Berge blicken."
Die südseitige Exponiertheit hoch über der Straße ist durch eine vorgelagerte Filterschicht regulierbar. Mit Löcher versehene Metalllamellen bestimmen das sichtbare Äußere und beeinflussen zugleich die Atmosphäre im Inneren. Sie können per Knopfdruck gesteuert werden, wodurch sich die Lichtverhältnisse im Raum maßgeblich verändern. Das heißt: Sie lassen nur so viel Helligkeit wie gewünscht ins Innere und schützen vor ungewollten Einblicken.
Der Bezug zur Natur ist im gesamten Haus spürbar. Die asymmetrische Perforation der Faltläden etwa ist dem Foto eines Blätterwaldes nachempfunden und wurde in abstrahierter Form auf die Lamellen übertragen. Dasselbe Muster ziert in abgeschwächter Form die Einbaumöbel aus anthrazitfarbenen MDF-Platten. Nurglaswände sorgen in der oberen Etage für freie Rundum-Sicht. Eine dunkle, schallabsorbierende Decke unterstreicht die Horizontalität des Raumes. "Das lenkt den Blick in die Ferne", erklärt Dworschak. Ein optischer Trick, der bei großen Dimensionen gut funktioniert. "Dank einer Raumhöhe von 3,30 Meter wirkt das Dunkle nicht drückend, sondern schafft einen wohnlichen Charakter." Heller Eichen-Parkett verleiht der rund 120 Quadratmeter großen Fläche zusätzliche Behaglichkeit.
Der Verzicht auf störende Säulen gewährleistet enorme Bewegungsfreiheit. "Es gibt nur einige wenige, schlanke Steher", sagt Dworschak. Diese würden die Offenheit des Raumes aber in keiner Weise einschränken: "Das meiste Gewicht liegt auf den konstruktiven Teilen, wie etwa dem Liftschacht."Unterhalb der Wohnetage, die dem gemeinschaftlichen Familienleben vorbehalten ist, sind die Schlafzimmer der Eltern und Kinder verteilt. Zwischen der Garage, die das Fundament bildet, und den Privaträumen fand noch eine Zwischenebene Platz, in der ein kleines Büro untergebracht ist.
Was von außen kaum sichtbar ist, ist die intelligente Technik, die in dem Haus steckt. Dazu haben die Bauherren, beide in der IT-Branche tätig, selbst viel beigetragen. "Es ist ein richtiges Smart Home geworden", zieht Dworschak Bilanz. "Vom Briefkasten bis zu den Faltläden ist alles vom Smartphone aus steuerbar."
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