Bröckelnde Urlaubsträume
Kilometerlange Strände, fjordähnliche Buchten, verschlafene Fischerorte und klares Wasser: Kroatiens Küste lockt Jahr für Jahr unzählige Touristen an. Vor allem bei Österreichern sind Destinationen wie Krk, Dubrovnik oder Brać beliebte Urlaubsziele. Ob Insel oder Stadt: Trotz zwischenzeitlicher Rückgänge durch den Jugoslawienkrieg stellt der Tourismus den wichtigsten Wirtschaftszweig des Landes dar. Wer eine Unterkunft sucht, kann heute zwischen modernen Hotels wie dem "Lone" südlich von Rovinj (siehe großes Bild) und schicken Designunterkünften wählen. Aber auch Ferienanlagen aus den 60er- und 70er-Jahren säumen die Küstenlandschaft – teils gigantische Hotelbunker, die unter Staatschef Tito in sozialistischer Arbeiter-Selbstverwaltung errichtet wurden. Diesen Bauten widmet sich nun eine Ausstellung im Architekturzentrum Wien (Az W) und untersucht die geschichtliche Entwicklung, denen diese Anlagen nach dem Zerfall Jugoslawiens unterzogen wurden.
Risse in der Fassade, abgeplatzte Fliesen und Fenster ohne Glas: Über den ehemaligen Urlaubsträumen liegt der Glanz vergangener Zeiten. Dennoch sind die Anlagen teils von durchaus bemerkenswerter Qualität. Sie stellen heute – je nach ihrem Standort und dem Engagement der neuen Besitzer – als melancholische Ruinen, bescheidene Renovierungen oder neuartige Überbauungen dar. Anhand von sieben ausgewählten Fallstudien werden Themen wie Sozialtourismus, die übergeordnete Raumplanung, die Vielfalt der Typologien, Interieur oder Kunst und Design zur Diskussion gestellt. Auch im Privatbesitz befindliche Serviced Apartments sowie leer stehende Resort-Ruinen werden thematisiert. Im Vordergrund stehen Aspekte der Planungsgeschichte und der baulichen Transformation. Auch die politisch-ökonomischen Hintergründe der mitunter eigenwilligen Privatisierungsprozesse werden beleuchtet. Denn es ist nicht unerheblich, wer wann und wie in den Besitz der Hotels und Resorts geraten ist und aus welchem Hintergrund heraus die neuen Besitzer heute agieren.
INFOS: „Urlaub nach dem Fall. Transformation sozialistischer Ferienarchitektur an der kroatischen Adriaküste“ beleuchtet
Ferienanlagen und deren Transformation nach dem Zerfall Jugoslawiens (Ausstellungsübernahme vom Haus der
Architektur Graz, kuratiert von Michael Zinganel). Mit Beiträgen von u. a. Daniele Ansidei, Arhitektura, Zoran Balog, Čovjek i Prostor, Marko Dabrović,Antonia Dika, Nikolina Džeko, Damir Fabijanić, Boris Podrecca und Michael Zinganel.
Von 5. bis 30. November im Architekturzentrum Wien, Halle F3. Museumsplatz 1 (im MQ), 1070 Wien, Tel. 01/522 31 15. Mo.–So. 10–19 Uhr. Kuratorenführungen: Mi., 11. 11. und Sa, 28. 11. 2015, jeweils 17.30 Uhr
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