Zika: Wie groß ist das Risiko durch Sex?

Mückenschutz ist für Schwangere in Südamerika ein Muss
Wie Experten das Risiko durch sexuelle Kontakte und Blut einschätzen.

"Wird das Risiko von Zika übertrieben?", schrieb die spanische Tageszeitung El Pais in ihrem Online-Portal am Freitag – und stand mit dieser Frage nicht alleine da. "Zika – ein Virus, das überbewertet ist", lautete Freitag auch der Titel einer Aussendung der Ärztekammer für Oberösterreich.

"Das Zika-Virus verzeichnet im Moment einen Hype – bei Infektionskrankheiten ist es eben immer ein schmaler Grat zwischen Hysterie und Ignoranz", sagt darin der Tropenmediziner Univ.-Prof. Martin Haditsch aus Linz. Dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen hat, ist für ihn "nicht ganz nachvollziehbar".

Wie groß ist das Risiko für Schwangere wirklich?

Nach wie vor ist es lediglich eine Vermutung, dass infizierte Schwangere ein höheres Risiko für Schädelfehlbildungen ihrer Kinder haben. Möglicherweise gibt es zusätzliche Faktoren, die eine Rolle spielen – etwa Fehl- oder Mangelernährung. Denn die meisten Fälle sind bisher in ärmeren Bevölkerungsschichten aufgetreten. "Schwangere oder Frauen in der Phase der aktiven Familienplanung sollten grundsätzlich nicht in die Tropen reisen", so Haditsch: "Auch das Risiko, schwer an Malaria oder Hepatitis E zu erkranken oder sogar daran zu sterben, ist bei Schwangeren signifikant höher."

Sollten es doch zu einer Reise in Tropengebiete kommen, müssen Schwangere ganz besonders auf regelmäßigen Mückenschutz durch hochwertige Produkte achten.

Wie häufig sind diese Schädelfehlbildungen?

Auch wenn es tatsächlich mehr Fälle geben dürfte – die Gesamtzahl wurde offenbar überschätzt: Von 4783 bisherigen Verdachtsfällen in Brasilien haben sich bereits 709 als "Fehlalarm" herausgestellt, nur 404 sind bestätigt. Möglicherweise waren die Diagnosekriterien zu weit gefasst und auch viele gesunde Kinder mit etwas kleinerem Kopfdurchmesser wurden als krank diagnostiziert.

Wie groß ist die Gefahr der Übertragung durch Sex?

Sehr gering. Die WHO geht davon aus, dass "beinahe 100 Prozent aller Ansteckungen durch Stechmücken erfolgen". Bis jetzt sind weltweit nur drei Fälle in Zusammenhang mit Sexualität bekannt. 2008 infizierte ein US-Forscher nach seiner Rückkehr aus Afrika seine Frau. 2013 wurde das Virus im Sperma eines Mannes aus Tahiti nachgewiesen (ob es zu Ansteckungen kam ist aber nicht bekannt) und vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass in Dallas ein Reisender nach seiner Rückkehr aus Venezuela seine Sexualpartnerin infiziert hat.

Trotzdem rät etwa die Regensburger Virologin Susanne Modrow zu Safer Sex: Reiserückkehrer aus Gebieten, bei denen eine Zika-Virusinfektion nicht ausgeschlossen werden kann, sollen sicherheitshalber drei bis vier Wochen Kondome verwenden.

Wie sicher ist Blut?

In Brasilien gibt es Berichte von zwei Infektionen durch Bluttransfusionen. In Österreich ist das Blutspendewesen aber sehr sicher. Rückkehrer aus einem Land mit Zika-Virus-Infektionen dürfen 28 Tage lang nicht Blut spenden, sagt Ärztin Ursula Kreil von der Blutspendezentrale des Roten Kreuzes in Wien (bei Malaria-Gebieten sind es sechs Monate). Wer zwei Wochen nach einer Spende krank wird, muss sich melden, die Blutspende wird gesperrt. Blutplättchenkonzentrate werden zusätzlich einem Virus-Inaktivierungsverfahren unterzogen.

Wie groß ist das Infektionsrisiko in Mitteleuropa?

Eine dauerhafte Ansiedelung und Ausbreitung jener Mücken, die bisher in Lateinamerika das Virus übertragen haben, ist "extrem unwahrscheinlich", so die deutsche Gesellschaft für Virologie. Und auch die Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Mücke importiert wird, die das Virus dann auf eine Schwangere überträgt, sei "vernachlässigbar".

Sehen Sie hier eine Infografik zur Verbreitung des Virus:

Zika: Wie groß ist das Risiko durch Sex?

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