Zika-Virus: Was jetzt die Behörden raten
Die dramatische Zika-Virus-Epidemie in Mittel- und Südamerika hat jetzt auch zu ersten Reaktionen der Behörden in Österreich geführt: Das Gesundheitsministerium veröffentlichte am Mittwoch auf seiner Website (www.bmg.gv.at) detaillierte Informationen und Empfehlungen.
Was rät das Gesundheitsministerium konkret?
"Wenn Sie schwanger sind oder eine Schwangerschaft planen, sollten Sie Reisen in die aktuell betroffenen Länder und Gebiete (siehe Grafik, Anm.) momentan vermeiden oder aufschieben", heißt es in den Empfehlungen. Unbedingt sollten Insektenschutzmittel verwendet werden. "DEET enthaltende Mittel werden bei Kleinkindern unter drei Monaten nicht empfohlen, Schwangeren wird aber nicht davon abgeraten." – "Erst gestern habe ich einem Paar, das in die Dominikanische Republik auf Hochzeitsreise fliegt, von einem Kinderwunsch während dieser Reise abgeraten", sagt Tropenspezialist Univ.-Prof. Herwig Kollaritsch vom Zentrum für Reisemedizin. Langfristig werden wahrscheinlich nur Chile und Kanada auf dem amerikanischen Kontinent gar nicht betroffen sein – dort gibt es die Überträgermücken nicht.
Für wen kann eine Infektion gefährlich werden?
Das Virus steht im Verdacht, bei einer Infektion von schwangeren Frauen Schädelmissbildungen bei Neugeborenen auslösen zu können – in Brasilien gibt es bereits 4000 Fälle. Bei gesunden Erwachsenen (auch den schwangeren Frauen) verläuft die Infektion in den allermeisten Fällen ohne größere Beschwerden, 80 Prozent der Infizierten haben überhaupt keine Symptome.
Gibt es andere Infektionswege als über Moskitos?
Das Virus wurde in Spermien bereits nachgewiesen. "Es ist ein Fall einer möglichen sexuellen Übertragung beschrieben, aber nicht bestätigt", heißt es bei der "Pan American Health Organization". Auch Übertragungen durch Blut sind theoretisch möglich. "In der Praxis spielen aber Sexualkontakte und Blutkonserven als Übertragungswege keine Rolle", sagt Kollaritsch. "Erstens erhalten Schwangere sehr selten Blutkonserven, und Heimkehrer aus solchen Infektionsgebieten dürfen gar nicht Blut spenden."
Immer mehr Reisende kommen mit einer Infektion nach Europa zurück. Wie gefährlich ist das für Europa?
Importierte Fälle gibt es u. a. bereits in Deutschland, Großbritannien, Italien, der Schweiz und Spanien. "Das Risiko einer Übertragung in Europa ist aufgrund der derzeit kalten Jahreszeit extrem niedrig", heißt es beim Gesundheitsministerium. Das gilt übrigens auch für die USA: Auch dort gibt es bisher nur eingeschleppte Fälle.
Besteht eine Gefahr in Österreich, wenn die Gelsen wieder aktiv sind?
Der Hauptüberträger, die Gelbfiebermücke, ist in Österreich nicht heimisch. Von der Asiatischen Tigermücke, die ein möglicher Überträger ist, gab es Einzelnachweise in Österreich, "aber sie spielt bei uns keine Rolle", so Kollaritsch. Stark ausgebreitet hat sich laut dem Ökologen und Stechmückenexperten Bernhard Seidel in den vergangenen Jahren die Japanische (oder Asiatische) Buschmücke in Österreich: "Sie kann Viren – etwa das West-Nil-Virus – übertragen, ist aber in Österreich bis jetzt in allen Proben virusfrei gewesen." Aber auch heimische Stechmücken können grundsätzlich Viren übertragen: "Die Problematik ist viel näher, als wir denken." – Kollaritsch ist zurückhaltender: "Es würde viele Jahre dauern, bis sich das Virus dauerhaft in Mückenpopulationen in Österreich etablieren könnte. Ich sehe keine Grund, warum man in Österreich vor dem Zika-Virus Angst haben sollte."
Sehen Sie hier eine Info-Grafik zum Thema:
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