Wie sich Mikroplastik aus dem Ozean in die Luft verbreitet

Bei stürmischem Wetter kann die Meeresgischt Mikroplastik in die Luft tragen. Das Foto wurde während einer Fahrt des Forschungsschiffs Heincke vor der norwegischen Küste im Juni 2021 aufgenommen.
Die kleinen Kunststoffpartikel gelangen vom Festland ins Meer. Und werden von dort aus wieder in die Luft abgegeben.

Mikroplastikpartikel findet man im Meer in den entlegensten Ecken: 2018 wurde Mikroplastik etwa am Point Nemo, jene Stelle im Südpazifik, die auf der Erde am weitesten vom nächsten Land entfernt ist, gefunden. Die winzigen Partikel gelangen vom Land, aber etwa auch durch Schiffsverkehr, in die Ozeane. Von dort werden sie teils wieder in die Atmosphäre abgegeben, wie eine neue Studie zeigt.

Ein Team deutscher und norwegischer Forschender von der Universität Oldenburg analysierte Luftproben, die an verschiedenen Stellen entlang der norwegischen Küste bis hinauf in die arktische Region entnommen wurden. Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

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Meeresluft mit Plastik belastet

"Mit unserer Studie präsentieren wir erstmals Daten zur Massenbelastung durch verschiedene Kunststoffarten in der Meeresatmosphäre", wird Isabel Goßmann, Doktorandin am Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg und Mitautorin der Studie, in einer Aussendung zitiert.

Gesammelt wurden die Proben während einer Expedition mit dem Forschungsschiff Heincke im Jahr 2021. Das nördlichste Ziel war die norwegische Bäreninsel, die südlichste Insel des Spitzbergen-Archipels, die auf halbem Weg zwischen dem Festland und der größten Insel des Archipels liegt. Das Team verwendete zur Entnahme der Luftproben verschiedene Geräte: Sie waren am Bug des Forschungsschiffs in zwölf Metern Höhe angebracht und saugten die Luft an.

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Polyesterpartikel sind allgegenwärtig

Infolge wurden die Proben ausführlich untersucht. Mit einer speziellen Technik konnte man verschiedene Arten von Kunststoffen in der Atmosphäre ausmachen und zählen. Die Analyse ergab, dass Polyesterpartikel allgegenwärtig sind: Solche Partikel, die vermutlich in Form von Textilfasern in die Atmosphäre gelangen, wurden in allen Proben nachgewiesen. Auch andere Kunststoffarten waren zahlreich vorhanden, darunter Polypropylen, Polycarbonat und Polystyrol. Reifenabrieb, also winzige Rückstände, die beim Fahren und insbesondere beim Bremsen von Reifen abgetragen werden, wurden als weitere wichtige Quelle identifiziert. "Diese Schadstoffe sind allgegenwärtig. Wir finden sie sogar in abgelegenen Polarregionen", betont Goßmann.

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Bislang war nur wenig über Mikroplastik-Verschmutzungen in der Meeresluft bekannt. "Es gibt nur eine Handvoll Studien über die Konzentration dieser Schadstoffe in der Luft", weiß Chemikerin Barbara Scholz-Böttcher, die die Untersuchung leitete. Das Team vermutet, dass Plastikpartikel, die in der Nähe der Meeresoberfläche schwimmen, über die Gischt und platzende Luftblasen, die beispielsweise bei stürmischem Wetter entstehen, in die Atmosphäre gelangen.

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