Jagadish Vasudev, besser bekannt als Sadhguru, ist ein indischer Yogi und Bestsellerautor. Am 21. März startete er seine 100-tägige Motorradtour-Kampagne in London. Sein geografisches Ziel ist Südindien. Sein politisches, die Verantwortlichen aller UNO-Mitgliedsstaaten zu erreichen, um auf die prekäre Lage unserer fruchtbaren Böden aufmerksam zu machen. Sein Wunsch ist das Einleiten konkreter politischer Schritte. Wien ist die fünfte Station auf seiner 30.000 km langen Reise, die ihn quer durch 25 Länder führt. „Mit 65 Jahren ist es kein Spaß, so lange auf dem Motorrad zu sitzen, das kann ich Ihnen sagen. Aber seit Jahrzehnten müssen Menschen aufgrund schlechter Böden auswandern. Ich kann nicht einfach nur still zusehen.“
Die Situation der fruchtbaren Böden ist tatsächlich bedenklich. Unter unseren Füßen sterben unbemerkt kleine, dafür umso wichtigere Lebewesen weg. Fadenwürmer, Milben, Bakterien oder Pilze, sie alle tragen dazu bei, dass wir unsere Ernten einholen. „Jedes Jahr sterben 27.000 Arten aus, in 30 bis 40 Jahren wird uns die Erde nicht mehr ernähren“, sagt Sadhguru in Wien.
Auch Martin Schädler vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Deutschland ist besorgt. In einem weltweit einzigartigen Freilandversuch in Deutschland simuliert er das Klima für die kommenden Jahre und beobachtet die Auswirkungen davon auf die Fruchtbarkeit der Böden. “Die letzten trockenen Jahre mit 2018 als Tiefpunkt, haben gezeigt, dass das Bodenleben unter der Sommertrockenheit leidet. Wir haben massive Einbussen erkannt.” Als extremstes Beispiel konnten die Forscher in einem Ackerboden keinen einzigen Regenwurm mehr finden. “Wir stehen buchstäblich am Rande der Wüstenbildung”, sagt Sadhguru und Martin Schädler bestätigt das: “In Ostdeutschland steuern wir auf Saharazustände zu. Wir haben hier Schwarzerdeböden, das sind Böden, die theoretisch Gold sind, aber wenn es nicht regnet hilft uns das alles nichts mehr.”
Sadhguru weist darauf hin, dass manche Länder bereits aktiv in die Erhaltung der Böden eingreifen. In Österreich etwa steigt der Humusgehalt seit den 90er Jahren kontinuierlich an. Grund dafür ist ein Programm zur ökologischen Landwirtschaft, sagt Andreas Baumgarten, Leiter der Abteilung Bodengesundheit der AGES im KURIER-Interview. „Wir sind Richtung Optimum unterwegs, obwohl es natürlich noch einzelne Regionen gibt, wo wir Verbesserungsbedarf sehen.“ Ausruhen könnten wir uns aber nicht, jetzt gehe es darum, den Humusgehalt in der Erde zu erhalten. Und was Österreich bei der landwirtschaftlichen Schonung gewinnt, wird durch die Versiegelung der Böden zunichte gemacht. In diesem Zusammenhang hat Österreich Handlungsbedarf. Rund 13 Hektar werden täglich zubetoniert. Das Nachhaltigkeitsziel liegt jedoch bei maximal 2,5 Hektar Bodenverbrauch pro Tag.
Was wir tun können
“Wenn wir die Ausbeutung der Böden nicht stoppen, wird der Planet für den Menschen nicht mehr bewohnbar sein”, mahnt Sadhguru. Er und Schädler sind sich einig, wenn es um unsere Böden geht, ist alles, was schont, gut. Das heißt möglichst geringe, mechanische Bearbeitung, nicht zu tief pflügen und nicht alles zubetonieren. Außerdem muss chemischer Stress reduziert und der Boden mit organischen Substanzen angereichert werden. „Humus ist das Zauberwort“, sagt Schädler. Sadhguru will diese politische Empfehlung in 193 Ländern weltweit ins Bewusstsein rücken. „Wir können die Ausbeutung der Böden noch umkehren, indem wir in den kommenden Jahren die richtigen politischen Schritte setzen, erklärt der Yogi. Und er plädiert: „Wir müssen einen bewussten Planeten schaffen und das geht nur, wenn wir möglichst viele Menschen erreichen. Lasst es uns gemeinsam wahr machen.“
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