Es gibt ja nichts, was es im Laufe der Geschichte nicht bereits gegeben hat: Prätorianer als Kaiser-Mörder, Prätorianer als Königsmacher und sogar Prätorianer als Herrscher (siehe Geschichte ganz unten). Ein Schelm, der sich an aktuelle Ereignisse erinnert fühlt.
Selbstverständlich, dass da nicht jedermann Aufnahme fand: Wer nicht aus einem wohlhabenden und einflussreichen Haus stammte, brauchte gar nicht zu versuchen, in die „Familie“ aufgenommen zu werden. „Eine bestimmte Mindestgröße musste man ebenfalls haben, körperlich fit und kräftig sein sowie intelligent und diszipliniert. Sogar ein gutes Aussehen war gefordert“, zählt die Militärhistorikerin Angetter auf. Nicht zu vergessen: „Pflichterfüllung bis aufs Letzte war von ihnen gefordert und Treue dem Herrscher sowie Loyalität dem System gegenüber.“
Gegengeschäft
Dafür gab es Vergünstigungen: „Prätorianer waren von vielen Zahlungen befreit, Waffen und Pferde wurden ihnen zur Verfügung gestellt, auch ihr Unterhalt wurde finanziert. Allerdings durften sie nicht heiraten“, erzählt Angetter. „Trotzdem genossen sie die Gesellschaft von Frauen.“
Ein bis zu dreifacher Sold sollte die Loyalität zum Kaiser stärken. Dazu kamen Geldgeschenke – die donativa. Bei der Verabschiedung in den Ruhestand – nach 16 Jahren – bekamen Prätorianer 20.000 Sesterzen und etwas fruchtbares Land – steuerfrei.
All das ermöglichte ihnen wohl einen besseren Lebenswandel, wie die Übereste einer luxuriösen Villa eines Kommandeurs der Prätorianer-Garde belegen, die 2016 beim U-Bahnbau in Rom entdeckt wurde. Der Militär ließ es sich in 14 Zimmern mit Innenhof, Brunnen und Fußbodenheizung gut gehen.
Die jüngst entdeckte Luxus-Villa des Prätorianer-Chefs in Rom.
Auf insgesamt 1753 Quadratmetern fanden die Archäologen außerdem die Überreste von Waffenmagazinen, Küchen und Lagerräumen. Die Wissenschafter vermuten, dass in dieser Anlage die Truppen der Prätorianer-Garde kaserniert waren.
Als einzige militärische Einheit des Imperiums waren sie direkt im Machtzentrum Rom stationiert. Wen wundert es da, dass die Prätorianer bei den anderen Teilen des römischen Militärs entsprechend unbeliebt waren. Angetter: „Die Prätorianer gewannen bei schwachen Kaisern sehr viel an Macht, bis es ihnen letztlich sogar gelang, Kaiser nach ihrem Geschmack auszuwählen und abzusetzen.“
Käuflich
Bei den gewaltsamen Kaiserwechseln in den Jahren 68/69 nach Neros Tod sowie im Jahr 193 nach dem gewaltsamen Ende des Commodus und wiederholt im dritten Jahrhundert spielten die Prätorianer eine zentrale Rolle: Gegen ihr – allerdings käufliches – Votum konnte sich niemand in Rom als Kaiser etablieren. Zu Beginn des 4. Jahrhunderts nach Christus wurden dann mehrere Versuche unternommen, ihren Einfluss zu schmälern. „Doch erst Kaiser Konstantin gelang es, ihre Macht auszulöschen“, sagt die Militärhistorikerin.
Wobei: Der Einfluss der Prätorianer auf die römische Tagespolitik dürfte immer begrenzt gewesen sein.
In ihrer etwa 350-jährigen Geschichte hat die Prätorianer-Garde Kaisern gemacht und ermordet. Der eine oder andere stieg selbst zum Herrscher auf.
Königsmacher: Im Jahr 41 wurde Claudius zum Kaiser von Prätorianers Gnaden. Auch Kaiser Maxentius wurde 306 von den Prätorianern zum Kaiser gemacht. Er herrschte sechs Jahre lang und führte sie dann in die fatale Niederlage in der Schlacht bei der Milvischen Brücke. Es war das Ende der Prätorianer.
Prätorianer als Kaiser: Von der einflussreichen Position des Präfekten der Prätorianer gelang einigen Männer sogar den Sprung bis an die Spitze des Staates. So war Macrinus, der Drahtzieher hinter der Verschwörung gegen Caracalla. Er wurde kurzzeitig zum neuen Kaiser. Der Bekannteste Prätorianer-Kaiser ist Diokletian, der sich als weiser Herrscher erwies und dem Reich Stabilität und Gewaltenteilung brachte.
Morde an Kaisern: Aufgrund ihrer Nähe zum Herrscher waren vor allem die Präfekten der Prätorianer-Garde immer wieder in Attentate verwickelt: So starben Caligula († 41 n. Chr.), Galba († 69 n. Chr.), Pertinax († 193 n. Chr.), Caracalla († 217 n. Chr.), Elagabalus († 222 n. Chr.), Pupienus († 238 n. Chr.), Balbinus († 238 n. Chr.) Probus († 282 n. Chr.), Carus († 283 n. Chr.) und Numerian († 284 n. Chr.) durch die Hand von Prätorianern.
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