Wie die historischen Prätorianer tickten: "Pflichterfüllung bis aufs Letzte"

Ein römischer Soldat in voller Rüstung mit Speer und Schild.
Seit Mitarbeiter des Ex-Kanzlers sich selbst als "Prätorianer" bezeichnet haben, rückt auch die Eliteeinheit der Römer in den Fokus.

Es gibt ja nichts, was es im Laufe der Geschichte nicht bereits gegeben hat: Prätorianer als Kaiser-Mörder, Prätorianer als Königsmacher und sogar Prätorianer als Herrscher (siehe Geschichte ganz unten). Ein Schelm, der sich an aktuelle Ereignisse erinnert fühlt.

Fragt man bei Militärhistorikern nach, wer denn diese Prätorianer gewesen seien, bekommt man als Antwort: „Sie waren eine Elitetruppe, die den römischen Kaiser und seine Familie schützte. Zu ihren Aufgaben zählte es, Verschwörungen und Rebellionen zu verhindern sowie Unruhen niederzuschlagen. Sie waren also eine Art geheime Staatspolizei.“ (© Daniella Angetter-Pfeiffer von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ÖAW). „Sie bildeten einen exklusiven Verband innerhalb der römischen Armee.“

Selbstverständlich, dass da nicht jedermann Aufnahme fand: Wer nicht aus einem wohlhabenden und einflussreichen Haus stammte, brauchte gar nicht zu versuchen, in die „Familie“ aufgenommen zu werden. „Eine bestimmte Mindestgröße musste man ebenfalls haben, körperlich fit und kräftig sein sowie intelligent und diszipliniert. Sogar ein gutes Aussehen war gefordert“, zählt die Militärhistorikerin Angetter auf. Nicht zu vergessen: „Pflichterfüllung bis aufs Letzte war von ihnen gefordert und Treue dem Herrscher sowie Loyalität dem System gegenüber.“

Gegengeschäft

Dafür gab es Vergünstigungen: „Prätorianer waren von vielen Zahlungen befreit, Waffen und Pferde wurden ihnen zur Verfügung gestellt, auch ihr Unterhalt wurde finanziert. Allerdings durften sie nicht heiraten“, erzählt Angetter. „Trotzdem genossen sie die Gesellschaft von Frauen.“

Ein bis zu dreifacher Sold sollte die Loyalität zum Kaiser stärken. Dazu kamen Geldgeschenke – die donativa. Bei der Verabschiedung in den Ruhestand – nach 16 Jahren – bekamen Prätorianer 20.000 Sesterzen und etwas fruchtbares Land – steuerfrei.

All das ermöglichte ihnen wohl einen besseren Lebenswandel, wie die Übereste einer luxuriösen Villa eines Kommandeurs der Prätorianer-Garde belegen, die 2016 beim U-Bahnbau in Rom entdeckt wurde. Der Militär ließ es sich in 14 Zimmern mit Innenhof, Brunnen und Fußbodenheizung gut gehen.

Die Überreste eines antiken Raumes mit einem Mosaikboden und verputzten Wänden.

Die jüngst entdeckte Luxus-Villa des Prätorianer-Chefs in Rom.

Auf insgesamt 1753 Quadratmetern fanden die Archäologen außerdem die Überreste von Waffenmagazinen, Küchen und Lagerräumen. Die Wissenschafter vermuten, dass in dieser Anlage die Truppen der Prätorianer-Garde kaserniert waren.

Als einzige militärische Einheit des Imperiums waren sie direkt im Machtzentrum Rom stationiert. Wen wundert es da, dass die Prätorianer bei den anderen Teilen des römischen Militärs entsprechend unbeliebt waren. Angetter: „Die Prätorianer gewannen bei schwachen Kaisern sehr viel an Macht, bis es ihnen letztlich sogar gelang, Kaiser nach ihrem Geschmack auszuwählen und abzusetzen.“

Käuflich

Bei den gewaltsamen Kaiserwechseln in den Jahren 68/69 nach Neros Tod sowie im Jahr 193 nach dem gewaltsamen Ende des Commodus und wiederholt im dritten Jahrhundert spielten die Prätorianer eine zentrale Rolle: Gegen ihr – allerdings käufliches – Votum konnte sich niemand in Rom als Kaiser etablieren. Zu Beginn des 4. Jahrhunderts nach Christus wurden dann mehrere Versuche unternommen, ihren Einfluss zu schmälern. „Doch erst Kaiser Konstantin gelang es, ihre Macht auszulöschen“, sagt die Militärhistorikerin.

Wobei: Der Einfluss der Prätorianer auf die römische Tagespolitik dürfte immer begrenzt gewesen sein.

Eine Marmorstatue eines jungen Mannes in einer Toga.

Prätorianer-Kaiser Diokletian

 

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