Welche Tier- und Pflanzenarten heuer im Mittelpunkt stehen
Die Zauneidechse ist Reptil des Jahres 2021. Schon wieder. Die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie gab der wechselwarmen Sonnenanbeterin noch einmal die Chance, von sich, ihrem schillernden Farbspiel während der Paarungszeit und ihrer rückläufigen Verbreitung reden zu machen.
Coronabedingt erzielte Lacerta agilis 2020 nicht die gewünschte Aufmerksamkeit. Auch die Feldforschung in Sachen Kriechtiere konnte nur eingeschränkt erfolgen, die Nominierung neuer Kandidaten für diese Kategorie musste entfallen.
„Es ist jedes Jahr unheimlich schön, sich intensiv mit Arten, die Botschafter sein könnten, zu beschäftigen. Man erfährt immer Interessantes“, sagt Dagmar Breschar. Sie koordiniert beim Naturschutzbund die Vorauswahl für die „Natur des Jahres“.
Auch andere Organisationen – von Birdlife über den Fischereiverband bis zum Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen – heben alljährlich einen Vertreter „ihrer“ Tier- bzw. Pflanzenart hervor, um auf die heimische Biodiversität und eventuelle Existenznöte aufmerksam zu machen.
Der Große Wiesenknopf zählt dazu. „Die Blume des Jahres 2021 steht für ihren Lebensraum“, erklärt Breschar die Kür der krautigen Pflanze. Sie blüht auf Feucht-, Nass- und Moorwiesen und ernährt die Raupen des Dunklen und des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings. Die Nahrungsspezialisten sind auf das Rosengewächs angewiesen. Pflanze wie Falter leiden unter der Intensivierung der Landwirtschaft.
„Spannend ist die Flechte des Jahres“, sagt Breschar. Die Gewöhnliche Mauerflechte besiedelt Steine, Asphalt und Dächer im Zeitlupentempo. Die klima-tolerante Art, die in Europa von Spitzbergen bis Sizilien vorkommt, reagiert empfindlich auf Luftverschmutzung; sie ist ein Indikator für die menschengemachte Umweltbelastung.
Störfaktor Mensch
Apropos: Auch am Alien des Jahres ist der Mensch maßgeblich beteiligt. Der Asiatische Harlekin-Marienkäfer wurde zunächst in den USA als biologischer Schädlingsbekämpfer eingesetzt, später auch in Europa. Denn der vergleichsweise riesige Krabbler vertilgt fünf Mal so viele Blattläuse wie heimische Arten; der Siebenpunkt Marienkäfer verspeist rund 50 Läuse pro Tag.
„Der Neozoon (eingeschleppte Art, Anm.) zeugt mehr Generationen pro Jahr als unsere“, erklärt Breschar das wachsende Problem. Bei Nahrungsengpässen verlegt sich der Insektenfresser auf Kannibalismus.
Die Folge: In machen Regionen ist nur noch der Harlekin anzutreffen – mehr als Pech für den österreichischen Glücksbringer.
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