Christoph Bock, Genomforscher am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) betont, dass genetische Daten eine Vielzahl von schützenswerten Informationen enthalten können. Schon jetzt könne man aus der DNA herauslesen, ob die Urgroßeltern aus Südeuropa oder Zentralasien stammen. Ebenso lassen sich Verwandtschaften und eventuelle uneheliche Kinder identifizieren.
Wichtiger aber sei der medizinische Aspekt, meint Bock: „In der DNA lassen sich Risikofaktoren vor allem für seltene Erkrankungen finden, etwa Zystische Fibrose oder Huntington.“ Sogar Frühformen von Krebs könnten so unter Umständen diagnostiziert werden.
Gefahr Fake-News
Man stelle sich vor, was die Fake-News-Maschinerie diverser Diktaturen daraus machen könnte: Um den deutschen Kanzler zu schwächen, behauptet Russland möglicherweise in zwei Jahren, dass Scholz eine Frühform von Alzheimer hätte. Bock: „Und die Verschwörungstheorie wird umso glaubhafter, wenn sie sagen können: ,Na klar haben wir seine DNA.’“ Er hat sie im Februar 2022 bei einem PCR-Test in Moskau abgegeben.
So gesehen könnte es sich beim PCR-Test in der deutschen Botschaft einfach um ein politisches Symbol gehandelt haben. Motto: Freunde, wir sind vorsichtig!
Großes Geschäft
Auch die kommerzielle Nutzung der DNA sei nicht zu unterschätzen. „Wer große Gen-Datenbanken hat, gewinnt dadurch ökonomische Vorteile“, sagt Bock.
So manche Firma machte mit Gendaten schon das große Geld. Man erinnere sich nur an Angelina Jolie, Trägerin eines erblichen Brustkrebs-Gens, die sich vor Jahren nach einem Gentest die Brüste amputieren ließ. In den USA war es möglich, diese genetische Informationen zu patentieren. Eine Firma hatte daher das Monopol in der Brustkrebsdiagnostik. Mittlerweile hat die Firma das Monopol verloren, ist aber immer noch Marktführer, weil sie riesige Datenbanken von Gesunden und Kranken besitzt. Profit inklusive.
Zukunftsmusik
Und für alle, die auf Science-Fiction stehen: „Prinzipiell kann man mit genetischen Informationen sogar personenspezifische Gifte entwickeln“, sagt Genomforscher Bock.
Kein Wunder, dass die Daten streng geschützt sind – vor allem in Europa. Besonders vorsichtig ist die Schweiz. Dort ist es sogar verboten, DNA zum Sequenzieren nach China zu schicken. Zu groß ist die Unsicherheit, was China mit großen Datenmengen anstellen könnte.
Und Russland? „Daten sind das neue Geld. Und DNA-Profile sind die sensibelsten und persönlichsten Daten, die man sich vorstellen kann“, meint etwa Florian Schimikowski, Historiker im Deutschen Spionagemuseum in Berlin in der Süddeutschen Zeitung. Wenn jemand so prominente Daten wie die DNA eines Präsidenten anbieten würde, wären sicherlich viele Geheimdienste daran interessiert.
Und nicht vergessen: Präsident Putin hat ein Vorleben. Als Geheimdienstler Putin.
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