Wie berichtet tritt er am 1. März eine 20-Prozent-Professur für Infektiologie an der MedUni Wien an. Mehr noch: Mit 1. Jänner 2025 wird er auch das neue Ignaz Semmelweis Institut (ISI) leiten, das sich ebenfalls mit Infektionskrankheiten beschäftigten wird. Bei der MedUni Wien bestätigt man gegenüber dem KURIER einen entsprechenden Bericht auf heute.at.
Bei dem ISI handelt es sich um eine für die heimische Forschungslandschaft eher ungewöhnliche Konstruktion. Ist es doch ein uni-übergreifendes Institut mit gleich fünf beteiligten Hochschulen – den MedUnis in Wien, Graz und Innsbruck, der medizinischen Fakultät Linz sowie der Wiener Veterinärmedizinischen Uni.
Benannt ist es nach dem Mediziner Ignaz Semmelweis (1818 bis 1865), der herausfand, wie man mit Hygienemaßnahmen dem berüchtigten Kindbettfieber vorbeugen kann.
In Aufbau
Das ISI, das sich derzeit noch in Aufbau befindet, soll mit fünf neuen Professuren mit Fokus auf Infektiologie, Epidemiologie und Public Health ausgestattet werden. Es soll auf dem Areal der Wiener MedUni angesiedelt werden.
Deutsches Vorbild
Die Geschichte des neuen Instituts reicht schon einige Jahre zurück: Ende 2021 – also mitten in der Corona-Pandemie – kündigte der damalige Wissenschaftsminister Heinz Fassmann (ÖVP) dessen Errichtung an. Das ISI sollte demnach eine Art Pendent zum deutschen Robert-Koch-Institut (RKI) werden, welches an der Schnittstelle von Forschung und Verwaltung eine zentrale Rolle bei der Überwachung und Bekämpfung der Corona-Pandemie spielte.
Allerdings gibt es Kritik an diesem etwas hochtrabenden Vergleich: Das ISI sei eine reine Forschungsinstitution und könne nicht annähernd die Aufgaben des RKI mit seinen 700 Wissenschaftern übernehmen, ist aus Uni-Kreisen zu vernehmen. So würde etwa die Verwertung von aktuellen Infektionsdaten weiterhin bei einer anderen Institution, der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), beheimatet sein. Sie erlangte während der Pandemie mit ihren Statistiken breitere Bekanntheit.
Im Wissenschaftsministerium versucht man die Kritik zu zerstreuen: Die AGES sei eine gut gewachsene Institution, es wäre nicht sinnvoll gewesen, sie durch das ISI zu ersetzen. Es sei aber vorgesehen, dass ISI und AGES eng miteinander kooperieren. „Entsprechende Potenziale werden gerade ausgelotet“, heißt es aus dem Ministerium.
Ziel bei der Errichtung des ISI sei es gewesen, die bestehenden universitären Strukturen für die Erforschung von Infektionskranken zu bündeln. Wie das RKI wolle man aber auf jeden Fall der Politik als Ansprechpartner dienen.
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