UV-Blocker in Sonnencremes vergiftet die Meere

UV-Blocker in Sonnencremes vergiftet die Meere
Nicht nur die Inhaltsstoffe der Schutzmittel haben schädigende Wirkungen. Im Wasser werden sie chemisch teils verändert und erst dadurch schädlich.

Sonnencremes gelten als das "neue Plastik" für die Meere. Denn genauso wie Plastikmüll schädigen einige Inhaltsstoffe Korallen sowie die Lebewesen, die diese bewohnen. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im renommierten Wissenschaftsjournal Science, zeigt nun, dass diese Schädigung auch mit der Sonne zusammenhängt.

Konkret geht es um den Inhaltsstoff Oxybenzon in Sonnenschutzmitteln. Das ist ein UV-Blocker, dessen chemische Struktur bewirkt, dass UV-Strahlen absorbiert und Schäden an Hautzellen verhindert werden. Forscher haben nun herausgefunden, dass Oxybenzon im Wasser umgewandelt wird und dadurch Korallen töten kann.

Durch Sonnenlicht aktiviert

Dies geschieht, indem korallenähnliche Seeanemonen das Molekül Oxybenzon wasserlöslich machen, indem sie einen Zucker daran anheften. Dadurch wird Oxybenzon versehentlich in ein Molekül umgewandelt, das – anstatt UV-Licht zu blockieren – durch Sonnenlicht aktiviert wird. Dadurch werden freie Radikale produziert, die Korallen bleichen und töten können. "Dieser Stoffwechselweg, der entgiften soll, stellt eigentlich ein Gift her", sagt Djordje Vuckovic, Umweltingenieur an der Stanford University in Kalifornien, der Teil des Forschungsteams war. Die Tiere "verwandeln einen Sonnenschutz in etwas, das im Grunde das Gegenteil eines Sonnenschutzes ist".

In der Folge wird die Korallen-DNA geschädigt, ihre endokrinen Systeme gestört und Missbildungen in ihren Larven verursacht. Bisher wurden die potenziell giftigen Wirkungen der Nebenprodukte einiger Substanzen in Sonnenschutzmitteln kaum erforscht. Dies ist laut den Forschern aber wichtig, um nicht nur die Wirkungen der ursprünglichen Substanzen, sondern auch die ihrer umgewandelten Verbindungen zu kennen.

Tiere starben innerhalb von 17 Tagen

Um die Wirkung von Oxybenzon zu verstehen, untersuchten Vuckovic und seine Kollegen Seeanemonen, die eng mit Korallen verwandt sind und in ähnlicher Weise symbiotische Algen beherbergen, die ihnen ihre Farbe verleihen. Die Forscher setzten Anemonen mit und ohne Algen in künstlichem Meerwasser Oxybenzon aus und beleuchteten sie mit Licht – einschließlich des UV-Spektrums – das den 24-Stunden-Sonnenlichtzyklus nachahmte. Alle Tiere, die sowohl der Chemikalie als auch dem Sonnenlicht ausgesetzt waren, starben innerhalb von 17 Tagen. Aber diejenigen, die Sonnenlicht ohne Oxybenzon oder Oxybenzon ohne UV-Licht ausgesetzt waren, lebten.

Oxybenzon allein produzierte nicht wie erwartet gefährliche reaktive Moleküle, wenn es Sonnenlicht ausgesetzt wurde, daher dachten die Forscher, dass das Molekül auf irgendeine Weise metabolisiert werden könnte. Als sie Anemonengewebe analysierten, stellten sie fest, dass sich die an Zucker gebundene Chemikalie in ihnen ansammelte, wo sie die Bildung von freien Radikalen auf Sauerstoffbasis auslöste, die für Korallen tödlich sind. Das Verständnis dieses Mechanismus kann helfen, Sonnenschutzmittel ohne diesen Effekt zu entwickeln.

Die Konzentration von Oxybenzon an einem Korallenriff kann stark variieren, abhängig von Faktoren wie touristischer Aktivität und Wasserbedingungen.

Laborbedingungen

Kritisch ist zu sehen, dass die Studie unter künstlichen Bedingungen stattfand und unklar ist, wie sehr sich die laborbasierten Ergebnisse auf die Realität übertragen lassen. Schon frühere Untersuchungen zeigen aber die Effekte von Oxybenzon auf Korallenriffe. Bereits jetzt gibt es Strände, etwa auf Hawaii und den Amerikanischen Jungferninseln, die oxybenzonhaltige Sonnenschutzmittel verboten haben.

Allerdings bleiben die größten Bedrohungen für Korallenriffe die steigenden Temperaturen, Küstenverschmutzung und Überfischung. Der Wechsel der Sonnencreme leiste da nur einen kleinen Beitrag.

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