Cambridge-Studie: Was Schwangerschaftsübelkeit wirklich auslöst
Sie war wohl eines der prominentesten Beispiele: Während ihrer Schwangerschaften litt die britische Herzogin Kate unter ausgeprägter Schwangerschaftsübelkeit. Die klassischen Symptome Übelkeit und Erbrechen treten bei bis zu 80 Prozent der schwangeren Frauen auf.
Hormon rückt in den Fokus der Forschung
Bis vor Kurzem war die Ursache der Schwangerschaftsübelkeit völlig unbekannt. Jüngst deuteten allerdings immer mehr Studien darauf hin, dass die Beschwerden mit der Produktion eines Hormons durch die Plazenta zusammenhängen könnten. Besagter Botenstoff, genannt GDF15, wirkt wiederum auf das Gehirn der Mutter und löst so Übelkeit und Erbrechen aus.
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Ein internationales Forschungsteam hat sich die Rolle des GDF15-Hormons nun genauer angesehen. Das könnte der Entwicklung effektiver Therapien die Tür öffnen, heißt es in der neu publizierten Studie. Veröffentlicht wurden die neuen Erkenntnisse, an der unter anderem Forschende der Uni Cambridge mitwirkten, im renommierten Fachblatt Nature.
Das Team untersuchte Daten von Frauen, die für eine Reihe verschiedener Studien rekrutiert wurden. Wie krank sich die Mutter fühlt, hängt demnach direkt davon ab, wie viel von diesem Hormon vom fötalen Teil der Plazenta gebildet und in den Blutkreislauf der Frau abgegeben wird.
Toleranzentwicklung beeinflusst Übelkeit
Auch wie empfindlich die werdende Mutter auf die übelkeitserregende Wirkung dieses Hormons reagiert, scheint eine Rolle zu spielen. Produziert das heranwachsende Baby im Mutterleib das Hormon in einem Ausmaß, an das die Mutter nicht gewöhnt ist, treten die Beschwerden stärker auf.
Die Beschwerden sind während der ersten Schwangerschaftswochen am häufigsten und stärksten. Bei manchen Frauen klingen sie aber auch nach dem ersten Trimester nicht ab. Aufgrund des häufigen Erbrechens können Gewichtsverlust und Flüssigkeitsmangel drohen. Das kann – schlimmstenfalls – sogar eine Krankenhauseinweisung nötig machen. Die Hyperemesis gravidarum, wie die Schwangerschaftsübelkeit in Fachkreisen genannt wird, ist die häufigste Ursache für die Krankenhauseinweisung von Frauen in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft.
Dazu muss man wissen: GDF15 wird auch abseits der Schwangerschaft in geringen Mengen in allen Geweben gebildet. Wie empfindlich die Mutter während der Schwangerschaft auf das Hormon reagiert, hängt davon ab, in welchem Maß sie diesem vor der Schwangerschaft ausgesetzt war: Frauen mit niedrigen GDF15-Werten im Blut haben also ein höheres Risiko, während der Schwangerschaft schwere Übelkeit und Erbrechen zu entwickeln.
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Biochemiker und Endokrinologe Stephen O'Rahilly von der Universität Cambridge, der die Studie leitete, dazu: "Die meisten Frauen, die schwanger werden, leiden irgendwann unter Übelkeit und Brechreiz. Das ist zwar nicht angenehm, aber für manche Frauen kann es viel schlimmer sein – sie werden so krank, dass sie behandelt werden müssen und sogar ins Krankenhaus kommen."
Dass man nun mehr über die Entstehung wisse, "gibt uns einen Anhaltspunkt dafür, wie wir dies verhindern können". Und O'Rahilly weiter: "Es macht uns auch zuversichtlicher, dass die Blockade des Hormonzugangs zu seinem hochspezifischen Rezeptor im Hirn der Mutter die Grundlage für eine wirksame und sichere Behandlung dieser Erkrankung sein wird."
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