Schwangerschaft: Extreme Übelkeit lebensbedrohlich

Tatsächlich zeigen Studien, dass ein in der Plazenta gebildetes Hormon, das sogenannte Beta-HCG, eine Rolle bei der Übelkeit spielt. Dieses steigt nach der Befruchtung im Blut an, besonders bei Mehrlingsschwangerschaften und bei Mädchen. Allerdings kann dies lediglich ein Hinweis sein – es kann auch bei Buben zu Morgenübelkeit kommen.
Übelkeit kommt zu Beginn einer Schwangerschaft oft vor. In extremen Fällen ist aber eine Behandlung in einem Spital notwendig.

Bis zu 50-mal müssen sich Frauen übergeben, die – wie Herzogin Kate – an einer extremen Form der Schwangerschaftsübelkeit (Hyperemesis gravidarum) leiden. Dadurch kommt es zu einem gestörten Flüssigkeitshaushalt – der werdenden Mutter drohen Gewichtsverlust und Beschwerden, die bis zur Dehydrierung reichen können.

Aber wo ist die Grenze zwischen „normaler“ und gravierender Schwangerschaftsübelkeit? Für Prim. Christian Marth, Präsident der Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, ist der Gewichtsverlust ein ganz wichtiger Faktor. „Glücklicherweise kommt das aber eher selten vor. Die Frau sollte dann aber auf jeden Fall in stationäre Betreuung.“ Durch das viele Erbrechen geraten Wasser- und Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht. „Das bringt auch die Blutsalze durcheinander.“ Bei Nichtbehandlung kann dies lebensbedrohlich sein. „Diese Störungen müssen unbedingt ausgeglichen werden“, betont Marth. Neben Nährstofflösungen werden auch Medikamente, die den Brechreiz unterdrücken, in den Infusionen verabreicht. Vitamin-B-Präparate lindern die Beschwerden ebenfalls. Nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel hören Übelkeit und Brechreiz bei den meisten Frauen wieder auf.

Ursachen unklar

Die genauen Mechanismen sind aber noch immer unbekannt: „Es wird eine Vielzahl von Möglichkeiten diskutiert.“ Bekannt ist bereits der Zusammenhang mit dem Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonadotropin), von dem der Körper bis zur 14. Woche viel produziert. Marth: „Wir wissen, dass ein hoher hCG-Spiegel diese Beschwerden eher auslöst als ein niedriger.“ Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft reduziert sich die hCG-Produktion zugunsten des zweiten Schwangerschaftshormons Progesteron, das u. a. für die Ausbildung der Milchdrüsen zuständig ist.

Neben den Schwangerschaftshormonen kann auch eine Überfunktion der Schilddrüse die quälende, meist wochenlang anhaltende Übelkeit begünstigen. Auch psychosomatische Auslöser wie Stress oder emotionale Belastungen gelten als häufig. Auch Essstörungen wie Bulimie oder Fettleibigkeit sind Risikofaktoren.

Dass die britische Herzogin Katherine nun wegen ihrer allzu schlanken Figur an starkem Erbrechen leide, wäre dennoch zu kurz gegriffen. „Extreme Schlankheit ist kein alleiniges Kriterium für diese Beschwerden. Meist findet man keine richtige Ursache“, betont Marth. Andreas Ebert, Chefarzt am Berliner Vivantes-Humboldt-Klinikum, bemerkt diese schweren Probleme laut dpa allerdings öfter bei sehr schlanken Frauen. „Ihr Körper kommt offenbar nicht so gut mit den Hormonumstellungen zurecht, und sie haben wenig zuzusetzen.“

Fakten

Übelkeit in Zahlen 85 Prozent aller Frauen leiden im ersten Schwangerschaftsdrittel unter Übelkeit und Brechreiz. 20 Prozent klagen während ihrer gesamten Schwangerschaft über Übelkeit. 2 Prozent sind in den ersten Schwangerschaftsmonaten von den starken Beschwerden einer Hyperemesis gravidarum betroffen. Diese Frauen übergeben sich bis zu 50-mal pro Tag.

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