Nur Elefanten vergeben individuelle Namen
„Tiere können in der Regel lernen, auf Namen zu hören“, sagt Angela Stöger, Kognitionsbiologin an der Uni Wien. So fühlen sich trainierte Hunde von bestimmten Tonierungen angesprochen, Papageien ahmen einen für den Artgenossen charakteristischen Laut nach und Delfine kopieren das für den anderen Tümmler typische Pfeifen. Elefanten allerdings leisten mehr. Sie belegen Artgenossen mit einer eigenen lautmalerischen Signatur.
„Die aktuellen Ergebnisse überraschen nicht wirklich“, sagt die renommierte Bioakustikerin, die sich schon mit den Geräuschen von Palmkakadus über Geparden bis Zwergguramis beschäftigt hat. Denn Elefanten seien intelligent, kommunikativ und kreativ beim Laute-Kreieren.
Stöger sieht die Qualität der Studie vor allem in der Nutzung maschinellen Lernens: „Es ist zukunftsweisend, mit KI Hypothesen aufzustellen, die Wissenschafter dann überprüfen.“ Die Technologie könne helfen, über den Tellerrand zu blicken und umfangreiche Daten objektiv und rasch auszuwerten.
Schon bisher förderte der technische Fortschritt Erkenntnisse über die Sprache der Tiere. Geräte, die den Schall visuell darstellen oder Quellen sichtbar machen, zeigten etwa, wie Buckelwale ihre Gesänge alljährlich durch neue Strophen abändern – unter Wasser und über tausende Kilometer hinweg – oder welche Sing-Duelle Hausmäuseriche zwecks Brautwerbung im Ultraschallbereich austragen.
Sprache braucht entsprechende Anatomie
„Tiere haben eine sehr komplexe Art zu sprechen“, sagt die Privatdozentin. Allein das Produzieren von Lauten setzt eine entsprechende Anatomie voraus. Elefanten z.B. nützen nicht nur ihre Stimmbänder für die Unterhaltung. Sie verwenden auch die Muskeln des Rüssels bzw. des Mauls, um wie Meerschweinchen zu quieken oder mit niedriger Frequenz weithin spürbar zu morsen.
Feldgrillen wiederum teilen sich mit den Schrillleisten an den Flügeln mit, Knochenfische tun es mit Muskeln an der Schwimmblase. Orang-Utans, die via Zeichen bzw. Computer-Touchscreen mit Menschen kommunizieren können, fehlt nur die körperliche Anlage, um wie diese zu sprechen.
Intelligente Tiere kommunizieren nicht nur reflexartig
„Gerade bei Nicht-humanen-Primaten ist sehr viel an Sprache angeboren, vieles entwickelt sich mit dem Alter“, sagt Stöger. Kognitive Überflieger vokalisieren nicht reflexartig, sie passen ihre Kommunikation viel mehr der Situation an. Die Fähigkeit, Signaturen eigenständig zu erfinden, allerdings ist nur bei wenigen Spezies bekannt. Neben Menschen zählen Wale, Fledermäuse, Singvögel, Kolibris, Papageien und Seehunde dazu. Und Elefanten.
„Unsere Daten deuten darauf hin, dass Elefanten möglicherweise zu abstraktem Denken fähig sind“, schließen die Forschenden der Colorado State University und denken über Folgestudien nach. Die fordert auch Stöger ein: „Es ist zu hinterfragen, warum die Namen innerhalb der sozialen Gruppe so variabel sind.“ Es muss wohl weiter geredet werden.
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