Nur noch 5 Minuten! Macht uns die Snooze-Taste morgens fitter?

Eine Frau drückt die Schlummertaste am Wecker.
Das morgendliche Betätigen der Snooze-Taste hat einen schlechten Ruf. Zu Unrecht, wie Forschende von der schwedischen Universität Stockholm nun herausgefunden haben.

Morgens direkt mit dem Weckerklingeln aus dem Bett zu kommen, fällt vielen schwer. Das Drücken der Schlummertaste – am Smartphone oder dem digitalen Wecker etwa – ermöglicht einen sanften Start in den Tag. 

In Fachkreisen hat das Hinauszögern des Aufstehens allerdings ein Imageproblem: Aus Sicht der Schlafmedizin ist die Snooze-Taste für ein erholsames Aufwachen nämlich nicht ideal. Durch ständiges Weiterdösen falle der Körper immer wieder in eine Tiefschlafphase, so die These. Ein Erwachen aus diesem besonders regenerativen Schlafstadium führe zur sogenannten "Schlaftrunkenheit". Mit der Folge, dass man schwerer in die Gänge kommt und auch tagsüber müder ist.

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Neue Erkenntnisse eines Teams um die Psychologin und Schlafexpertin Tina Sundelin von der Universität Stockholm widersprechen dem allerdings.

Veröffentlicht wurden die Ergebnisse vergangene Woche im Journal of Sleep ResearchIn einem ersten Schritt wurden über 1.700 Fragebögen verteilt und ausgewertet, in einem zweiten Teil Untersuchungen im Schlaflabor bei 31 Personen durchgeführt. 

Schlummern torpediert den Schlaf nicht

Dabei zeigte sich, dass Schlummerliebhaber tatsächlich im Schnitt etwas kürzer schlafen und sich morgens auch etwas schlaftrunkener fühlen.

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Bei den Tests im Schlaflabor offenbarte sich aber, dass der Nachtschlaf durch das morgendliche On-Off-Schlummern kaum beeinträchtigt wurde. Die Probandinnen und Probanden wurden auch nicht aus dem Tiefschlaf gerissen und schnitten bei kognitiven Tests direkt nach dem Aufwachen sogar etwas besser ab als die pflichtbewussten Aufsteher. Auch auf die Stimmung, die nächtliche Schlafqualität und das Stresshormon Cortisol im Speichel hatte das Dösen keine Auswirkungen.

In der Studie wurden  insgesamt 1.732 Erwachsene zu ihren Aufwachgewohnheiten befragt. 69 Prozent der Teilnehmenden gaben an, zumindest manchmal die Schlummerfunktion zu nutzen oder sich mehrere Wecker zu stellen. Bei den Dösern lag die durchschnittliche Dauer des Schlummerns am Morgen bei 22 Minuten. Snoozer waren tendenziell jünger als Nicht-Snoozer und eher Abendtypen.

Bei den Labortests mit 31 Personen verbesserte 30-minütiges Dösen die Leistung bei kognitiven Tests direkt nach dem Aufwachen oder wirkte sich nicht auf sie aus. Das Schlummern führte zu einem Schlafverlust von etwa 6 Minuten, verhinderte aber das Aufwachen aus dem Tiefschlaf.

Halbe Stunde Dösen hilft dem Hirn in die Gänge zu kommen

Die Studie zeige in Summe, so die Schlussfolgerung der Forschenden, dass eine halbe Stunde Dösen am Morgen den Start in den Tag nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil: Sie bescheinigen der Schlummertaste gar das Potenzial, einen frühmorgendlichen Frische-Kick auszulösen.

Allerdings, das geben die Expertinnen und Experten selbst zu bedenken, seien im Zuge der Studie nur Schlummer-Fans, also Menschen, die an das Dösen am Morgen gewöhnt sind, untersucht worden. Ihnen könnte es naturgemäß leichter fallen, nach jedem Weckruf wieder einzuschlafen – und am Ende erfrischt aufzuwachen.

Ob und inwieweit sich die Ergebnisse auf alle Menschen übertragen lassen, ist damit fraglich.

Übrigens erhob Sundelin  mit ihrem Team auch den häufigsten Grund für den Griff zur Schlummertaste: das Gefühl, zu müde zum Aufstehen zu sein. Dagegen hilft – nicht immer, aber oft – nur eins: Früher ins Bett gehen.

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