Ende in Freiheit
Lebendige Prachtexemplare wirken natürlich anziehender als schweigsame Attrappen (billige Dummys glänzen zudem verräterisch im Regen). Die modernen Papagenos des Salzkammerguts können ein Lied davon singen. Hier zwitschern Lockvögel nachweislich seit dem 16. Jahrhundert, damit hat es der Brauch 2010 auf die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes in Österreich geschafft.
„Im Salzkammergut wurde der Vogelfang nie im Sinne von Töten ausgeübt. Er wurde nur zur Stubenvogelhaltung und zum Verkauf von Stubenvögeln ausgeübt“, erklärt sich der Salzkammergutverband der Vogelfreunde. Darüber hinaus würden die Gefangenen nach dem Winter – und der alljährlichen Waldvogelausstellungen inklusive Schönheitswettbewerb – wieder in die Freiheit entlassen. Die wertvollen Lockvögel freilich bleiben in menschlicher Obhut. Außerhalb Oberösterreichs ist das Hobby mittlerweile verboten; bundesweit; aus Gründen des Tier- und des Naturschutzes. In anderen Teilen der Welt – vor allem in Asien – gehören stimmungsvolle Wildvögel im Käfig nach wie vor zum guten Ton.
Tödlicher Ausgang
Aber zurück nach Österreich. Zur blutigen Jagd. „Lockvögel werden vor allem eingesetzt, um den Krähenbestand zu regulieren. Auch wenn der Erfolg der Maßnahme umstritten ist“, sagt Hohenegger. Rabenvögel fressen Junghasen, plündern die Nester von Rebhuhn, Fasan und Singvögeln und richten in der Landwirtschaft Schaden an. Das macht die schwarzen Beutegreifer mancherorts unbeliebt.
Lockbild oder Feindbild
Sie werden auf zwei Arten ins Verderben gelockt: Die Variante soll Sicherheit vermitteln. Entweder warten ein paar lebende Lockvögel in einer Voliere ohne Fluchtmöglichkeit auf Artgenossen. Oder Kunststoffvögel werden zu einem Lockbild aufgestellt. "Eine bestimmte Anzahl von Krähenattrappen wird so positioniert, dass sie ein möglichst natürliches Szenario ergeben: fressende Attrappe, sichernde Attrappe, ruhende Attrappe", schildert Leitner: "Am sinnvollsten ist es, die Krähen am Tag zuvor lange zu beobachten und dann das Lockbild anhand der Beobachtung nachzubilden." Bei guten Lockbildern würden die Krähen kaum Verdacht schöpfen und näher kommen, bis sie erlegt werden können.
Bei der zweiten Variante wird ein Feindbild aufgebaut. Ob lebend oder Dummy: Dabei wird meist ein Uhu, Feindbild Nummer 1 der Krähen, auf einen Pflock gesetzt, um die Angreifer auf sich zu ziehen. Vogelschützer Hohenegger: „Das ist eine heikle Sache. Es wird mit Schrot geschossen.“ Die Munition trifft mitunter nicht nur das gewünschte Ziel. Es bringt auch den Lockvogel in Gefahr.
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