Österreich: Vogelbestände im Agrarland drastisch zurückgegangen

Das Rebhuhn ist aus vielen Regionen fast völlig verschwunden.
Tierschützer fordern arten- und umweltgerechte Lebensmittelproduktion.

Einem aktuellen UNO-Bericht zufolge sind 1 Million Arten vom Aussterben bedroht. Auch in Österreich stehen zahlreiche Bienen-, Schmetterlings- und Vogelarten auf der Liste der gefährdeten Arten oder sind bereits ausgestorben. In den vergangenen zwanzig Jahren sind 42 Prozent der heimischen Vogelbestände im Agrarland verloren gegangen. Insgesamt nimmt die Artenvielfalt weltweit ab. Verantwortlich dafür ist der Mensch - nicht zuletzt wegen seines Konsumverhaltens und wegen der landwirtschaftlichen Erzeugungs-Methoden. 

Vogel-Index zeigt Verluste

Der Rückgang an heimischen Vogelbeständen sei an die mit immer größeren Maschinen praktizierte Landwirtschaft, den Einsatz von Pestiziden und die Zerstörung von Lebensräumen gekoppelt, erklärt Gabor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. Laut dem von der Organisation herausgegebenen "Farmland Bird Index" sind 22 der häufigsten in Österreich heimischen Feldvogelarten von alarmierenden Verlusten betroffen. So verschwand in den vergangenen zwanzig Jahren etwa jede zweite Feldlerche. Die Lage der Rebhühner ist noch düsterer: Neun von zehn gingen in den vergangenen zwei Jahrzehnten verloren. Die einstmals weitverbreiteten Vögel wären nur noch in einem Gebiet in der Steiermark anzutreffen, sagt Wichmann.

Ampelliste als Messinstrument

Als praktikable Einschätzung des Zustandes der heimischen entwickelte BirdLife Österreich eigens die „Liste der für den Vogelschutz prioritären Arten“. Hier werden auch Arten berücksichtig, deren Bestände in alarmierendem Maß abgenommen haben, jedoch noch so häufig sind, dass sie es bestenfalls in die Vorwarnstufe der Roten Liste schaffen würden. Nach dieser „Ampelliste“ sind in Österreich 28 Brutvogelarten (13,2 %) als Rot eingestuft, sie genießen dabei höchste Priorität für den Vogelschutz, für sie ist der Handlungsbedarf unmittelbar und dringend, 76 heimische Brutvogelarten (35,8 %) als Gelb.

Bio-Landwirtschaft könnte Tiere retten

Um den drastischen Rückgang an Vogel-, aber auch Insekten- und Amphibienbeständen zu verhindern, müsse einerseits das Verständnis der Landwirte für Biodiversitätsschutz geschärft werden und andererseits Fördermittel verstärkt an ökologisch verträgliche Bewirtschaftungsformen ausgeschüttet werden, meint Wichmann. Eine biologische Landwirtschaft habe aber nicht nur Vorteile für die heimischen Tierbestände, sondern auch für das Klima, zeigt Sebastian Bohrn Mena, Initiator des Tierschutzvolksbegehrens, auf: "Biobetriebe erzeugen im Durchschnitt 25 Prozent weniger an Treibhausgasen. In Österreich werden dadurch bereits jetzt pro Jahr etwa 180.000 Tonnen an CO2 eingespart."

Konsumenten in der Pflicht

Bohrn Mena forderte die Förderung einer vitalen, tier- und umweltgerechten Landwirtschaft, um Klima und Artenvielfalt zu schützen. Aber auch Konsumenten müssten ausreichend aufgeklärt werden, um mit ihrem Konsumverhalten Veränderung bewirken zu können. So sollen laut Bohrn Mena auch Lebensmittel in Gastronomie und öffentlichen Küchen verpflichtend gekennzeichnet werden. Die öffentliche Beschaffung von Lebensmitteln müsse ebenfalls transparenter und nach heimischen Tierschutzstandards erfolgen. Schließlich könne die heimische Landwirtschaft nach noch so hohen Standards produzieren, wenn sie durch Billigimporte ausgehebelt werde, würde sie trotzdem zerstört werden, meint Bohrn Mena.

Tierschutzvolksbegehren läuft

Das Tierschutzvolksbegehren als überparteiliche und direktdemokratische Initiative sammelt noch bis Ende 2020 Unterstützungserklärungen. Bisher wurden über 30.000 Unterschriften gesammelt. Der Fokus des 14 Punkte umfassenden Programms liegt auf einer tiergerechten und zukunftsfähigen Landwirtschaft, einer Umschichtung der Förderungsmittel der öffentlichen Hand und einer erhöhten Transparenz für Konsumenten. Derzeit widmen die Tierschützer seine 2. bundesweiten Aktionstage im Juni und Juli 2019 dem Thema Artenschutz. Dabei finden in allen Bundesländern vielfältige Mitmach-Aktivitäten statt, bei denen das öffentliche Bewusstsein dafür geschärft werden soll, wie Tierwohl, Ernährung, landwirtschaftliche Erzeugung und Umweltschäden zusammenhängen und was individuell über das Konsumverhalten als auch kollektiv auf politischer Ebene zur Problemlösung beigetragen werden kann.

Kommentare